Review über Buch Tactical Emergency Medicine

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    • Review über Buch Tactical Emergency Medicine

      Von Richard B. Schwartz, John G. McManus, Raymond E. Swienton
      • Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
      • Verlag: Lippincott Williams & Wilkins; Auflage: 5th ed. (Dezember 2007)
      • Sprache: Englisch
      • ISBN-10: 0781773326
      • ISBN-13: 978-0781773324
      Da das Buch teuer (und auf Englisch) ist, stelle ich einfach mal eine Beschreibung plus Rezension ein, damit jeder für sich etwas besser entscheiden kann, ob sich die Investition lohnt. Das Inhaltsverzeichnis übersetze ich sinngemäß. Grundsätzlich zielt es mehr auf den zivilen Part (TEMS) der Taktischen Notfallmedizin ab, als auf den militärischen. Dennoch finden sich einige Artikel oder Kapitel, die ausschließlich militärischen Bezug haben. Das liegt auch an der Fülle von (Co-)Autoren (68, wenn ich mich nicht verzählt habe!), was allerdings auch dazu führt, dass der Schreibstil etwas uneinheitlich wirkt.

      Vorneweg ist anzumerken, dass es viel Text, wenig Schaubilder und sehr wenig Fotos enthält. Dazu ist es komplett schwarz-weiß, was bei einigen Fotos schade ist – da sind Objekte einfach schwer zu erkennen. Trotz des ca. DIN-A4 Formats sind die meisten Fotos sehr klein gehalten.

      Das Werk gliedert sich grob in sechs Teile: Taktische Konzepte, Medizinische Konzepte, Verwaltung, Spezielle Konzepte / Anwendungen, CBRN(E) und Einsatztraining.

      I. Taktische Konzepte

      1. Team-Zusammensetzung und Ausrüstung
        Generelles und Allgemeines über die verschiedenen Zusammensetzungen von TEMS-Einheiten, Ausbildungsständen, Bewaffnung ja oder nein, und grobe Ausrüstungsfragen (nicht sehr detailliert)
      2. Militärisch-taktische Operationen
        Rein militärische Abhandlung über die Zusammensetzung und Bewegung von Fire Team, Squad und Platoon. Gehört hauptsächlich zur Einleitung in weitere Kapitel.
      3. Infiltration/ Exfiltration
        Kurze Abhandlung über Infiltrationswege: Luft, Fallschirm, Land und Wasser. Dazu einige Hinweise auf mögliche medizinische Besonderheiten (Luftdruck usw.)
      4. „Continuum of Force“
        Beschreibt die grundsätzlichen Eskalationsstufen im Umgang mit dem Gegenüber.
      5. Spezialmunition
        Baut auf das vorangegangene Kapitel auf und adressiert hauptsächlich die Auswirkungen von Wuchtgeschossen, Tasern und Reizstoffen.
      6. Medizinische Unterstützung des „taktischen“ Sportlers
        Adressiert den Entwurf, die Durchführung und die Überwachung von physischen Trainingsprogrammen. Ist sehr detailliert und geht teilweise in sportmedizinische Tiefe.
      7. Medizinische Unterstützung militärischer Operationen in städtischer Umgebung
        Beschreibt die Besonderheiten von MOUT, ist relativ kurz und alle Punkte werden noch an anderer Stelle ausführlicher behandelt.
      8. Überleben als Geisel
        Nichtmal zwei Seiten lang, allgemeines Geplänkel. Wer „SAS Survival Secrets“ gesehen hat, weiss mehr.
      9. Basiswissen Survival
        Nett, aber eigentlich unnötig. Gehört wohl zum „universellen“ Anspruch des Buches. Wer wirklich etwas über Survival lernen möchte, dem stehen andere hervorragende Werke zur Verfügung.

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    • II. Medizinische Konzepte

      1. Penetrierende Wunden und Explosionsverletzungen
        DAS Thema der taktischen Notfallmedizin – leider recht kurz ausgefallen. Das Thema wird ähnlich schnell abgehandelt wie im ITLS-Buch - da wäre mehr drin gewesen. Auch Blutungskontrolle mittels Tourniquets und Hämostatika wird nur sehr kurz angerissen.
      2. Umweltbedingte Einflüsse auf die taktische Medizin
        Hier geht’s um Höhenkrankheit, Hyper- und Hypothermie. Besonders hier fällt auf, dass das Kapitel ausschließlich aus Text besteht.
      3. Medizinische Vorplanungen für taktische Operationen
        Recht kurz werden hier die Überlegungen zu Personenzahl, Waffen, Bedrohungspotential, CBRNE-Gefahren, Umwelteinflüssen, Evakuierung, Logistik und Kommunikation behandelt.
      4. Triage (Sichtung)
        Hier wird hauptsächlich (auch kurz) auf Sichtungssysteme wie STaRT oder MASS eingegangen und ein bisschen was zur Dokumentation geschrieben.
      5. TCCC
        Führt in die Entwicklung und die Grundzüge von TCCC ein, ist im PHTLS-Buch aber umfangreicher.
      6. Evakuierung kritischer Patienten aus taktischen Lagen
        Recht umfangreich ausgefallen, geht dieses Kapitel auf die Vorbereitungen und Möglichkeiten der Verletztenevakuierung zu Land, zu Wasser, zu Luft und auf die Entscheidungswege und Risiken ein.
      7. Medizinische Betreuung von Personen im Gewahrsam
        Bezieht sich hauptsächlich auf US – amerikanische Eigenheiten wie Recht usw.
      8. Leistungserhaltung und medizinische Vorplanung
        Bezieht sich auf die Impfungen, Ernährung und Überwachung (Schlafphasen, usw.) der eigenen Operators – auch mit medikamentöser Unterstützung.
      9. Langanhaltende Operationen
        Geht noch weiter in die Tiefe: Medikamentöse Steuerung der Schlaf / Wachphasen
      10. Tragesysteme
        Hier geht’s hauptsächlich um die amerikanischen Varianten des Patiententransports wie Fireman´s Carry („Gamstragegriff“), Collar Drag usw. Es sind auch Tragen und Rettungstücher dabei. In diesem Kapitel befinden sich die meisten Fotos.
      11. K9 – Erste Hilfe am Hund
        Kurzer Überblick über alles, was bei einem Diensthund passieren kann und was man tun sollte.
      12. Tactical En Route Care (schwierig zu übersetzen: Patientenversorgung vor und während der Evakuierung)
        9-Line und einige Besonderheiten und Checklisten zur Evakuierungsvorbereitung
      13. Gepanzerte Fahrzeuge
        Hier werden die größeren gepanzerten Fahrzeuge („Peacekeeper Vehicles“) als Rettungs- und Evakuierungsmöglichkeit vorgestellt.
      14. Psychologie in der taktischen Umgebung
        Es geht hauptsächlich um Verhandlungen mit Geiselnehmern und mögliche Fehlentscheidungen, die aufgrund von empfundenem Handlungsdruck getroffen werden können.
      15. „Taktische“ Pharmakologie
        Sehr US – speziell: Viele „Over-the-Counter“ (rezeptfreie) Medikamente.


      III. Verwaltung / Administratives
      1. Wie baut man ein TEMS-Programm auf
        Sehr US – spezielle Ausführungen zu Qualifikationen, Zusammensetzung, Kommandostrukturen und Fundraising
      2. Ärztliche Überwachung
        Geht in Richtung Standard Operating Procedures und Verantwortung
      3. Qualitätsmanagement
      4. Finanzierung
      5. Gesundheitsversicherung
      6. Möglichkeiten der Forschung
        Alles recht kurz, sehr US – speziell, grundsätzlich für uns eher uninteressant.

      IV. Spezielle Konzepte / Anwendungen

      1. Medizinische Vorplanung für Großveranstaltungen
        Geht sehr in den zivilen Bereich, ist für deutsche Anwendungen eher uninteressant, weil die Gefahrenabwehr bei Großveranstaltungen ohne TEMS gut funktioniert. Enthält Zeitpläne und Checklisten.
      2. Das US – Heimatschutzministerium
        Allgemeines über das US DHS.
      3. Medizinische Betreuung im Personenschutz
        Recht kurz, aber nicht unwichtiges Thema.
      4. K9 / Diensthunde
        Auch recht kurz, sehr allgemein gehalten.
      5. Neue Technologien
        Hier werden verschiedene Dinge angesprochen: Elektronische Stethoskope, Sonografie, Patientenmonitoring, WLAN, NVG, Wärmebildkamera, Intraossärsysteme, Schutzwesten usw. Leider alle Punkte nur in einem kurzen Absatz angerissen.
      6. Rolle bei Gerichtsverhandlungen
        Absolut US – spezifisch, kann man durchlesen, muss man aber nicht.
      7. Unterstützung durch Verbände
        Behandelt die Rolle von NTOA und anderen US-Verbänden, die TEMS-Entwicklungen unterstützen.
      8. Public Relations
        Behandelt kurz, wie TEMS-Provider die Pressesprecher unterstützen können.


      V. CBRNE und Public Health

      Das handel ich mal komplett ab: Sehr ausführlich werden hier die allgemeinen Grundlagen von chemischen, biologischen und nuklearen Kampf- oder Gefahrstoffen behandelt, inklusive von Schutzmassnahmen, Taktiken und Dekontamination für die taktische Einheit.


      VI. Trainingsprogramme und Szenarios


      Hier finden sich einige gute Überlegungen und Ansätze zum Training innerhalb der Einheit: Operator Level, Provider Level, Instructor Level und Reality- based Training. Leider keine theoretischen Grundlagen des Szenariotrainings im Sinne von Inverted-U o. ä.

      Unter diesem Link kann man in das Buch zumindest teilweise reinsehen

      Fragen beantworte ich natürlich gerne.

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