Kompetentes / Inkompetentes Rettungspersonal

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    • Kompetentes / Inkompetentes Rettungspersonal

      Ich muß mich mal ..........

      ...kurz drüber auskotzen wie manche Notärzte anscheinend einfach keinen Plan von nichts haben...

      Hatten gerade nach eigentlichen Dienstschluß noch einen Notfall, Meldung: Oberschenkelverletzung auf Sportfeld

      Alles lief gut, Lagerung, Zugang (großlumig), bereitstellen von Material etc. pp
      Das Auto stand auf der 400m um das Feld herum, der gute Mann lag so ziemlich genau im Mittelkreis

      DANN KAM DER NOTARZT (bzw vielmehr die NOTÄRZTIN)
      Erstmal wurde großzügig ne Runde Ketanest S verteilt und 2ml Dormicum, soweit so gut
      Die Frage nach dem zügigen Abtransport wurde dann erstmal nach hinten abgestellt, stattdessen wurde ein rosaner Zugang am anderen Arm in der Ellenbeuge gelegt (ein großlumiger lag am UNTERARM kurz übern Handgelenk bereits, hatte sportliche Venen :D)

      Dann gabs noch eine Runde Ketanest, 50mg hatte der gute Kerl nun drin.

      Halb somnolent wurde umgelagert, ein kleiner Schmerzschrei kam noch auf...
      Entscheidung NA: ZURÜCKDREHEN nachdem er schon fast auf der Schaufeltrage lag
      Was kam? Noch ne Runde Ketanest und weil man ja Opiate dabei hat gabs auch noch ne Ampulle Fenta - frei nach dem Motto: ganzer Mensch, ganze Ampulle

      Erneuter Umlagerungsversuch, ein leichtes Stöhnen.
      Nochmal zur Erinnerung: der gute Mann lag im Mittelkreis, das Auto stand 50m weg, der Vorschlag das Auto herzuholen wurde abgelehnt, Sp02 war mittlerweile bei 88%

      Stöhnen = Schmerzen, also noch eine Runde Fenta, juhu
      Patient läuft allmählich blau an, NA'in will noch in Ruhe das Bein unterpolstern, bemängelt die Platzierung der Gurte der Schaufeltrage, werden neu angelegt
      Sp02 bei 53%!!!
      Die Frage ob man denn nen Ambubeutel holen soll weils dem Kerl grad richtig dreckig geht und er in paar Sekunden wohl garnichtmehr selbstständig atmen wird wurde auch verneint.

      2 Minuten später liefen wir dann die 50m zum Auto, dort angekommen war die Sättigung nun bei 34%....
      "Naja geben wir ihm halt mal 6 Liter über ne Nasenbrille"....

      Ich war dann so frei meine Fahrerin drauf hinzuweisen, dass sie ihn bitte assistiert mit Demandventil beatmen soll und jetzt einfach nichtmehr auf die Ärztin hören soll, gabs erstmal Einlauf von der guten Frau...

      Hab mir dann im Schockraum dann noch das Röntgenbild angeschaut: Der war durch, aber richtig...
      Wurde dann dort noch intubiert und gleich komplett weggeschossen (was ja nach den Mengen an Analgetika nichtmehr allzu schwer war)

      Und jetzt frage ich mich immernoch warum Ärzte nicht einfach auch mal auf nichtärztliches Personal hören und wie es soweit kommen kann dass man halbe Schlümpfe mit einer 34er Sättigung vor sich hat... :cursing:

      Danke fürs Lesen, wollte mich nur mal kurz drüber auskotzen ;)
      Ohne Meldung, nur die Stärke!
    • In jedem Bereich des Gesundheitsystems gibt es sehr gute/ mittelmäßige/ schlechte Ärzte, Rettungsassistenten, Krankenpfleger etc.
      Qualifikationen sind immer eine Mindestlatte, die der jeweilige "Fach"mann zu erfüllen hat. Manchmal gibt es Situationen, in denen der Arzt besser auf den Rettungsassistenten hört, manchmal ist es anders herum. Dein Fallbericht zeigt ein typisches Beispiel einer fachlich schlecht arbeitenden Ärztin. Dies liegt aber scheinbar mehr in der fehlenden Praxis und/oder dem fehlenden Überblick, denn solche Basics lernt nun wirklich jeder im Rettungsdienst tätige auf seinen Lehrgängen. Wenn aber die Persönlichkeitsstruktur ein Problem beim mangelhaften Patientenmanagement ist, dann läßt das ohnehin keine großen Erwartungen für das Teammanagement zu.
      Nichtsdestotrotz könnte ich Dir auch genügend Fallbeispiele geben, in denen der Rettungsassistent dem Notarzt gegenüber nicht unbedingt den optimalste Lösung durchsetzen wollte. Wie gesagt: es gibt überall gute und schlechte, und manchmal wechselt das - je nach spezifischer Erfahrung - sogar von Einsatz zu Einsatz.
      Hast Du die Ärztin nachher mal gefragt, warum sie die Sättigung als nicht ganz so wichtig eingestuft hat?
    • Sie hat dann selbst zugegeben dass sie die Opiate vlt nicht so großzügig verteilen hätte sollen bzw. erst als eine O2 Zufuhr gewährleistet war.
      Und dass die Sättigung so krass absinkt hat sie irgendwie ausgeblendet / nicht bemerkt...

      Versteh trotzdem nicht warum sie dann so vehement mehrere Vorschläge und Hinweise abgelehnt hat und nicht drauf eingegangen ist. Der Patient war bis zu ihrem Eintreffen die ganze Zeit kreislaufstabil und eine wirkliche Stresssituation lag auch nicht vor.

      Vielleicht war die gute Frau auch einfach ein wenig durch den Wind, aber dann sollte man so fair gegenüber sich selbst und dem Team sein und das zugeben und sich helfen lassen. Jeder steht mal am Schlauch aber naja...
      Es geht hier immerhin im Ernstfall um Patientenleben, vielleicht lag in der ganzen Aktion auch der Fehler bei mir dass man sich über den Willen des Arzts mal hinwegsetzt und klar handelt und ansagt was Sache ist.

      Ich hoffe dass er keine bleibenden Schäden davonträgt, gute 4-6 Minuten (genau kann ich das auch nichtmehr einschätzen, weil für MICH war es zu dem Zeitpunkt dann eine Stresssituation) war die Sättigung schon unter 80%...
      Ohne Meldung, nur die Stärke!
    • Moin Wohli,

      kann es sein, dass die Notärztin evtl. selbst recht frisch im Notfallgeschäft mitarbeitet?

      Dann könnte es sein, dass du mit dem, von ihr selbst produziertem Adrenalin mal locker 5 Reanimationen durchziehen könntest... :)

      Wir hatten / haben regelmäßig "neue" ärztliche Kollegen, die zwar vom fachlichen (theoretischen) Wissen eine Menge "drauf haben", doch in der realen Notfallsituation außerhalb der Klinik und fernab des gewohnten Notfallteams komplett am Rad drehen und versuchen, ihre klinischen Algos durchzuziehen... reine Unsicherheit auf der persönlichen Ebene.

      Meine Empfehlung:
      Schreib der Doktorin mal ein "Rezept": ==> Koffeininfusion in Kombination mit massiver Kohlenhydratzufuhr per os (sprich: Tasse Kaffe und was Süßes).

      Auf der einen Seite kann man sie so ins Team integrieren und baut für den nächsten Einsatz Schranken und Barrieren ab... man lernt sich auf der menschlichen Ebene kennen... dies ermöglicht ihr, deine / eure Tipps entgegenzunehmen bzw. umzusetzen, weil sie nun ein "Gegenüber" auf Augenhöhe erkennt und keinen "Sani".

      Das Ganze hat kaum was mit medizinisch / fachlicher Qualifikation zu tun - eher mit dem Erkennen, dass das TEAM entscheidend ist.

      Holt die Mutter ins Team (Initiationrytus sozusagen) und ich könnte dir versprechen, dass sich die Situation entspannt.

      Wenn sie weiterzickt: Ablage unter "Hoffnungslose Fälle" :) Man kann nicht jeden Retten - auch nicht die NA!

      BG
      Günther

      Edit: Räschtschreipunk
      ______________________________________
      MKG
      Quincy

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Quincy ()

    • wohli: wenn Du mal über Deinen derzeitigen Ausbildungsstand im RettD rausgekommen bist und mehr Führungsverantwortung übernimmst, wirst Du merken, daß man manchmal ganz schön auf dem Schlauch steht, wenn man in der ersten Reihe steht. Und Fehler macht, die man ohne direkte Anbindung an den Patienten nie gemacht hätte. Das ist das gleiche Problem, das der militärische Führer hat, wenn er sich nicht zurücknimmt beim Handeln: man verliert sehr schnell und massiv den Überblick, während man in der zweiten Reihe geordnet und vernünftig die richtigen Entscheidungen trifft. Der Effekt ist verblüffend, und läßt sich auch bei alten Hasen immer wieder reproduzieren.
      Deine Ärztin war einfach überfordert in der Situation, und ihr Blick hat sich halt völlig auf die vermeintlich inadäquate Analgesie eingeengt. Sowas passiert immer wieder, und zwar jedem. Ich jedenfalls könnte von mir nicht sagen, daß ich in meinem Leben einen einzigen Einsatz im Rettungsdienst hatte, in dem ich im Nachhinein betrachtet alles genau so wieder machen würde.
    • Es geschehen immer wieder Einsätze, bei denen man vom Notarzt unbeachtet mal den Patienten beatmet, weil er sich mit der Analgesie verschätzt hat, hab ich auch schon einige Male erlebt. Prinzipiell ärgerlich, aber nicht übermäßig schlimm, wenn man dem Patienten dann entsprechend hilft. Schade ist natürlich, dass der Patient mit der Sättigung über eine gewisse Zeit wirklich im suboptimalen Bereich war.

      Auch ich hab einige junge ärztliche Kollegen gesehen, die als Assistenzarzt frisch vom Fachkundenachweis* kamen und im Einsatz dann ziemlich neben sich standen. Als junger Rettungsdienstler hat man ja meist noch einen erfahreneren Kollegen und zur Not den Arzt, der die Führung übernimmt. Ist man nur in der Situation, selber den Hut aufzuhaben... einige der jüngeren Notärzte sind sehr offen für die Vorschläge der Rettungsdienstler, andere nicht. Wieder andere können sich vom Patienten lösen, eine Reihe zurücktreten und den Überblick zurückgewinnen ("Führen mit weissen Handschuhen"), ...andere nicht.

      Die "Einsatznachbesprechung" ist immer ne gute Idee, die aber auch leider nicht immer Gehör findet. Der Faktor Mensch ist im Rettungsdienst halt ganz stark vertreten ;) ...


      *je nach LRettDG