Ziviles Einsatzkonzept "Gefahrenlage"

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    • Ziviles Einsatzkonzept "Gefahrenlage"

      Ich hab das Buch "Taktische Notfallmedizin" auch gelesen. Unterm Strich: gar nicht so schlecht. Zielgruppe: ganz eindeutig weder Polizei, noch Militär. Das Buch ist für den Rettungsdienst geschrieben, um eine Kompatibilität für den Einsatz in Bedrohungslagen als Helfer der Polizei herzustellen.
      Trotzdem (oder deswegen) wird das Feld des TEMS (TCCC in Teilen) angerissen und die Grundsätze erklärt, die Spielzeuge, die man dort so findet und die im Rettungsdienst unüblich oder unbekannt sind, angesprochen, taktische Probleme angerissen und Lösungsvorschläge gemacht, und das Kapitel zu Schußverletzungen ist gar nicht mal so schlecht (das über Sprengverletzungen dagegen schlecht abgeschrieben).
      Druck und Satz sind grottig, der Seitenrand außen viel zu breit und innen zu schmal. Der Schreibstil wirkt häufig so, daß alle gefundenen Quellen irgendwie mit ihrer Aussage in den Text gepresst werden mußten. Eher im Stil eines wissenschaftlichen Papers als eines Einführungslehrbuches für Anwender. Inhaltlich problematische Aussagen und etwas gezwungen wirkende Vergleiche zeigen, daß der Autor nicht selber aus der Branche kommt, sondern sich eingelesen hat.
      Fazit: In Deutschland konkurrenzloses Buch, DAS Werk zur taktischen Verwundetenversorgung, allerdings eindeutig auf den zivilen Rettungsdienst ausgerichtet. Inhaltlich trotz einem einzigen Autor sehr durchwachsenes Qualitätsniveau. Druckqualität eher auf Niveau Skript. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt aber, wer sich für das Thema interessiert, sollte und kann es schon alleine aufgrund mangelnder Alternativen kaufen. Wer gut Englisch kann, ist sicherlich mit englischsprachigen Büchern besser beraten.
    • tac schrieb:

      Ich hab es auch gelesen. Unterm Strich: gar nicht so schlecht. Zielgruppe: ganz eindeutig weder Polizei, noch Militär. Das Buch ist für den Rettungsdienst geschrieben, um eine Kompatibilität für den Einsatz in Bedrohungslagen als Helfer der Polizei herzustellen.


      Steht aber Eingangs auch ganz klar so drin:

      Able schrieb:

      Taktische Notfallmedizin
      Grundlagen, Bedeutung für den Rettungsdienst und die Anwendung bei Amoklagen


      Ich kenne das Buch nicht und habe momentan auch nicht vor es zu lesen.

      Allerdings waren wir vor zwei Jahren alle (aus unserem RD-Bereich) beim Polizeieinsatztraining zu dem Thema.

      Die ganz klare Botschaft der Polizei war: Bleibt da weg.

      Und das tun wir auch.

      Serval schrieb:

      und nochmal, in den SE der Polizei sind die Medic´s mind. RS


      Polizei ist Länderrecht von daher sind die lokalen Gegebeheiten zu beachten.
      Wenn bei uns in Nordbayern das SEK (aus Nürnberg) kommt, ist da lediglich ein "Arzt" dabei. Dieser hat noch nicht einmal zwingen die Qualifikation "Notarzt". Der "Medic" ist ein Krankenpfleger von der BePo (wir bilden die aus/fort) , mehr nicht.

      Ich als Einsatzleiter bei einer Bedrohungslage warte solange, bis ich "Opfer" vom SEK gebracht bekomme. Wir nähern uns nicht der Einsatzstelle bis die Situation von der Polizei als "Sicher" für uns gemeldet wird. Dieser Fehler wurde bei einer Geiselnahme in Aschaffenburg gemacht. Damals wurde der zivile Rettungsdienst in eine laufende Geiselnahme mit Schießerei geschickt um Verletzte zu versorgen. Ein absolutes no-go!

      "Ihr" dürft hier nicht den Fehler zu machen, "uns" mit in einen Topf zu werfen.

      WIR unterliegen (leider und Gott sei Dank) dem jeweiligen Landesrettungsdienstgesetzen und müssen nicht, evtl. auf uns alleine gestellt, am Hindukusch unter beschuß um das Leben unserer Kameraden kämpfen.

      Im zivilen RD gibt es leider keine "Chain of commands" bzw. Befehlsgewalt. Wenn ich als Einsatzleiter einer Mannschaft einen Auftrag gebe, sollte die sich daran halten. Müssen aber nicht da es keine Konsequenzen hat. Hier gibt es keinen "Ober sticht Unter" - leider ;(
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      Mein Privatauto ist Flecktarn und mein Dienstauto weiß. ^^
    • >Polizei ist Länderrecht von daher sind die lokalen Gegebeheiten zu
      beachten.

      >Wenn bei uns in Nordbayern das SEK (aus Nürnberg) kommt, ist da
      lediglich ein "Arzt" dabei. Dieser hat noch nicht einmal zwingen die
      Qualifikation "Notarzt". Der >"Medic" ist ein Krankenpfleger von der BePo
      (wir bilden die aus/fort) , mehr nicht.

      Die Vorposter redeten nicht von dem Sanitätsfahrzeug der BePo, was dabei ist, sondern von Team-Medics des SEK selber. Und die haben durchaus die Qualifikation RS beim SEK Nürnberg, einer ist sogar RA.
    • tac schrieb:

      Und die haben durchaus die Qualifikation RS beim SEK Nürnberg


      Wir mußten 2005 mit unserem NEF (RettAss + NA) aus der regulären Vorhaltung eine mobile Geiselnahme bis an die österreichische Grenze (!) begleiten da von Polizeiseite überhaupt kein medizinisches Personal nachgeführt werden konnte. Auch in Nürnberg nicht - und da ging es an der A3 direkt dran vorbei. Die Polizei nennte das "Einsatzrealität".

      tac schrieb:

      einer ist sogar RA


      Wäre ja schön wenn auch bei der Polizei da ein Umdenken anfängt und aus den Gefahren der Vergangenheit gelernt werden würde.

      Bis jetzt schicken die nur ein Mal im Jahr die Justizler (Krankenstation der JVA Wü) und die BePo-"Sanis" für 4 Wochen zur in-Übung-Haltung zu uns auf die Wache.
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Housil ()

    • Housil schrieb:

      Wir mußten 2005 mit unserem NEF (RettAss + NA) aus der regulären Vorhaltung eine mobile Geiselnahme bis an die österreichische Grenze (!) begleiten da von Polizeiseite überhaupt kein medizinisches Personal nachgeführt werden konnte. Auch in Nürnberg nicht - und da ging es an der A3 direkt dran vorbei. Die Polizei nennte das "Einsatzrealität".

      Wäre ja schön wenn auch bei der Polizei da ein Umdenken anfängt und aus den Gefahren der Vergangenheit gelernt werden würde.

      Bis jetzt schicken die nur ein Mal im Jahr die Justizler (Krankenstation der JVA Wü) und die BePo-"Sanis" für 4 Wochen zur in-Übung-Haltung zu uns auf die Wache.
      Ich sehe das Problem in Deiner Schilderung nicht - außer natürlich der Tatsache, daß Euer Zuständigkeitsbereich eines NEFs entblößt worden ist. Aber das ist dann eben das Problem der Leitstellen, das zu kompensieren. Ansätze gibt es ja viele. Nicht unüblich und durchaus auch praktiziert ist ja die Lösung, daß auf dem Weg der Staffelstab von NEF zu NEF übergeben wird. Hat natürlich auch seine Probleme.
      Aber vom Grundsatz her: Wer ist zuständig für die Versorgung von Notfallpatienten? Ein Blick ins BayRDG hilft. Da steht nämlich nichts von Polizei. Ergo sind die Kreise oder kreisfreien Gemeinden in der Bütt. Ein "Umdenken" bei der Polizei ist da gar nicht notwendig - mehr als eine etwas vergrößerte Eigeninitiative zur "Selbst- und Kameradenhilfe" ist die notfallmedizinische Weiterbildung der Beamten nämlich nicht. Selbstverständlich gibt es nicht unerhebliche Probleme und Nachholbedarf bei bedrohlichen Lagen. Da fehlt es aber nicht an Konzepten und Möglichkeiten, sondern vor allem am Erkennen des Bedarfs auf Landesebene, und an der Bereitschaft, dann auch etwas zu ändern. Und zwar bei den Ländern, bei der Polizei und auch beim Rettungsdienst. Und dafür müssen noch viele Dinge in die Hose gehen, vorher bewegt sich in Deutschland nämlich nichts. Visionen sind hier nicht gefragt. Darüber kannst Du gerne auch mal mit den Beamten des SEK Nürnberg sprechen, die nämlich durchaus schon vor längerer Zeit den Bedarf erkannt haben, aber wie meistens von Bürokratie und Bedenkenträgern ordentlich gebremst werden. Versorgungskonzepte für die heiße und warme Zone wird es in Deutschland in Polizeilagen auf lange Sicht über einzelne Initiativen hinaus nicht geben...
    • Das führt jetzt hier alles zu weit bzw. am eigentlichen Thema vorbei.

      Die ursprüngliche Behauptung: "Beim SEK sind RettSan oder sogar RettAss dabei" kann ICH aus unserer Einsatzerfahrung NICHT bestätigen. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn das SEK NBG sogar einen RettAss hat ist das ja schön für sie, hatte aber für die konkreten Einsätze (AB und WÜ) keine Konsequenz. Wie Du ja selbst richtig erkannt hast, der legitimierte Landrettungsdienst sind "wir". Und an genau den richtet sich ja wohl das ursprünglich erwähnte Buch.
      Das militärische Konzepte im Zivilleben nur bedingt übertragbar sind brauchen wir aber auch nicht weiter auszuführen. Nichts desto trotz sollte man das Beste für sich rausziehen und umsetzen. Die meisten Konzepte bauen ja auf den Erfahrungen aus dem Militär auf.

      Wir haben uns hier (im Regierungsbezirk) 2005 mit der Polizei auf ein gemeinsames Konzept geeinigt und das wird auch so umgesetzt.
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    • Housil schrieb:

      Wir haben uns hier (im Regierungsbezirk) 2005 mit der Polizei auf ein gemeinsames Konzept geeinigt und das wird auch so umgesetzt.
      Wenn ich Dich richtig verstanden habe, besteht Euer Konzept ja darin, daß Ihr nicht zum Zug kommt, solange der Einsatzort nicht komplett gesichert ist, die Polizei aber auch keine wirkliche notfallmedizinische Kompetenz ganz nach vorne bringen kann. Dementsprechend stellt das Konzept den status quo quer durch Deutschland dar und hinterläßt doch erhebliche Lücken in der Versorgung. Falls ich etwas falsch verstanden haben sollte, korrigiere mich bitte. Mir geht es um das inhaltliche Verständnis.
      @admin: Vielleicht könnte man den thread oben abtrennen und separat eröffnen, wir entfernen uns wirklich vom Buchreview.
    • DSS schrieb:

      Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2010.
      Schmeiß also ruhig deine Unterlagen weg

      Hast Du neuere?!
      Dann laß mal sehen! [Blockierte Grafik: http://www.smilies.4-user.de/include/Lesen/smilie_les_015.gif]

      @Serval
      Laß gut sein. Jetzt sind wir wieder bei Beitrag 56 und drehen uns im Kreis. Das bringt hier nichts.
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    • Es wäre sinnig solche Informationen hier nicht zu posten!
      Wenn jemand das Wissen nicht hat so braucht er es auch nicht!
      Lasst es dabei und schreibt über Basics der Ersten Hilfe B-ABC, das tut sicher mehr not ;)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Iron74 ()

    • Ich möchte dieses Thema mal aufgreifen, da ich das Buch auch gerade lese (und der Satz ist wirklich grottig).

      Es geht dabei nicht darum, Rettungsdienstler in Gefahrengebiete zu jagen. Das behandelte Thema ist das des neuen Einsatzkonzeptes bei Amoklagen. Im unmittelbaren Gefahrenbereich müssen die Rettungsdienstler NICHT arbeiten. Wichtig ist, dass man in derartigen Lagen eher nach TCCC und Triage arbeitet, als versucht, jedem Patienten mit den mitgebrachten (begrenzten Mitteln) indivudalmedizinische Betreuung angedeihen zu lassen.

      Eine Nachfrage in einem anderen Forum durch mich ergab, dass derartige Amokkonzepte im Rettungsdienst fast gänzlich unbekannt sind (dementsprechend gering war die Begeisterung, an derartigen Zugriffen teilzunehmen). Jedoch würden sie nicht nur bei Amoklagen Sinn machen, sondern auch in Einsatzsituationen, in denen erhöhte Eigenschutzbemühungen notwendig sind.

      Ich hoffe, das stellt die Problematik etwas besser dar und lässt die Diskussion wieder etwas aufleben.

      Grüße

      dragon46

      Anmerkung von Dingo: Der Post wurde entsprechend gekürzt, da hier Detailwissen gepostet wurde, das hier oder woanders definitiv nichts verloren hat. Noch so ein Post und der Account wird gesperrt. Ich habe es leider zu spät gelesen!
      Oderint, dum metuant.
    • Das Buch von Arne Jansch

      Hallo zusammen


      In diesem Buch geht es doch erst einmal um Grundlagen und Lösungsansätze. Es bietet den Grundstoff für interessante Gespräche in den Verschiedenen Rettungsdienstbereichen. Um so etwas umzusetzen muss es viele Gespräche zwischen Polizei und Rettungsdienst geben und erst einmal die gesetzliche Grundlage geschaffen werden.
      Sollte Interesse an einem Workshop zu diesem Thema bestehen könnte ich diesen anbieten und den Autor für einen Vortrag organisieren.


      Gruß


      Flammy
    • Ich denke wir sind uns einige, dass Vorgehensweise von Einsatzkräften bei "Active Shooter" Scenarios hier nicht im Detail dargelegt werden sollten.

      Wichtiger erscheint mir, die andere Seite zu beleuchten - also das "wie Verhalte ich mich wenn..."

      Hier mal ein Beispiel einer solchen Verhaltensanweisung der US Army
    • flammy schrieb:

      Sollte Interesse an einem Workshop zu diesem Thema bestehen könnte ich diesen anbieten und den Autor für einen Vortrag organisieren.
      Zu Deiner Stellungnahme zum Buch gebe ich Dir völlig recht: Ich sehe es auch als Einführung ins Thema. Es ist eine gute Grundlage für Gespräche zwischen den BOS, da es viele relevante Punkte aufzeigt, an die man denken muß bzw. verschiedene grundlegende Lösungsansätze erwähnt.
      Auch wenn es etwas arrogant klingen mag: bei einem Workshop würde ich mir jemanden wünschen, der tatsächlich ERFAHRUNGEN in diesem Bereich hat - und keine zusammenfassende Inhaltsangabe aus verschiedenen Quellen verfaßt hat. Da der Autor als Rettungssanitäter ehrenamtlich tätig ist und die Anknüpfungspunkte zur "taktischen Notfallmedizin" die Teilnahme/Mitarbeit an einem Seminar mit der Polizei sind, stelle ich mir durchaus die Frage der Kompetenz. Es mag ja sein, daß im friedlichen Deutschland nicht unbedingt an Leuten mit Erfahrungen in Lagen gibt, aber das Prinzip "unter den Blinden ist der Einäugige König" ist mir dafür deutlich zu wenig.