Ziviles Einsatzkonzept "Gefahrenlage"

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    • dragon46 schrieb:

      Ich möchte dieses Thema mal aufgreifen, da ich das Buch auch gerade lese (und der Satz ist wirklich grottig).

      Es geht dabei nicht darum, Rettungsdienstler in Gefahrengebiete zu jagen. Das behandelte Thema ist das des neuen Einsatzkonzeptes bei Amoklagen. Im unmittelbaren Gefahrenbereich müssen die Rettungsdienstler NICHT arbeiten. Wichtig ist, dass man in derartigen Lagen eher nach TCCC und Triage arbeitet, als versucht, jedem Patienten mit den mitgebrachten (begrenzten Mitteln) indivudalmedizinische Betreuung angedeihen zu lassen.

      Eine Nachfrage in einem anderen Forum durch mich ergab, dass derartige Amokkonzepte im Rettungsdienst fast gänzlich unbekannt sind (dementsprechend gering war die Begeisterung, an derartigen Zugriffen teilzunehmen). Jedoch würden sie nicht nur bei Amoklagen Sinn machen, sondern auch in Einsatzsituationen, in denen erhöhte Eigenschutzbemühungen notwendig sind.

      Ich hoffe, das stellt die Problematik etwas besser dar und lässt die Diskussion wieder etwas aufleben.

      Grüße

      dragon46
      Ich kann Dir nicht ganz Recht geben. Das von Dir zusammengefaßte Konzept sieht eine Behandlung in der "warmen Zone" vor. Diese ist per definitonem gefährlich. Es ist fraglich, inwieweit Mitarbeiter des Rettungsdienstes per Dienstanweisung gezwungen werden können, in dieser Zone zu arbeiten. Zumal ich mir ungefähr vorstellen kann, welches Kaliber von Polizist mit der Sicherung des Arbeitsbereiches beauftragt werden würde ;) Beruht der einsatztaktische Ansatz aber auf Freiwilligkeit, ist das Konzept nicht belastbar. Es ist und bleibt schwierig. Aus meiner Sicht bleibt nur die qualifizierte Ausbildung der Polizei, insb. der SEK mit echter notfallmedizinischer Expertise. Dafür wird der Bedarf aber nicht gesehen, die VOrfälle sind nicht zahlreich genug und der gesetzliche Auftrag für die notfallmedizinische Versorgung ist sozusagen "mit Monopol" vergeben.
    • @tac,

      ich denke, dass für ein Workshop keine im Sandkasten spielenden Superhelden von Nöten sind, sondern Dozenten, die sich in der Materie auskennen. Der Autor hat eine RS Qualifikation, doch diese ist im RD mehr wert wie eine 18D Ausbildung. Ich habe für meine Ausbildungen Ärzte, RA´s und einen Corpsman(18D) in meinem Fundus, doch ohne die zivilen Retter würde ich nirgends auftauchen. Ein militärischer Medic mit rhetorischen Fähigkeiten zu finden ist wohl sehr schwer ;)
      In einer TEMS Ausbildung ist es elementar, die Schnittstelle RD/POL(SE) zu reflektieren und aber vor allem fundierte Basismaßnahmen zu vermitteln. Ein SE/Pol. Medic lässt hoffentlich die Finger vom Laryngoskop oder gar von Skalpell und "normalen" Nadeln. Egal welche Ausbildung, die Beamten haben besseres zu tun, wie sich mit dem legen eines i.v. Zugangs zu beschäftigen. Wir sind in Deutschland und der RD steht vor der Tür!
    • Iron74 schrieb:

      @tac,

      ich denke, dass für ein Workshop keine im Sandkasten spielenden Superhelden von Nöten sind, sondern Dozenten, die sich in der Materie auskennen. Der Autor hat eine RS Qualifikation, doch diese ist im RD mehr wert wie eine 18D Ausbildung. Ich habe für meine Ausbildungen Ärzte, RA´s und einen Corpsman(18D) in meinem Fundus, doch ohne die zivilen Retter würde ich nirgends auftauchen. Ein militärischer Medic mit rhetorischen Fähigkeiten zu finden ist wohl sehr schwer ;)
      In einer TEMS Ausbildung ist es elementar, die Schnittstelle RD/POL(SE) zu reflektieren und aber vor allem fundierte Basismaßnahmen zu vermitteln. Ein SE/Pol. Medic lässt hoffentlich die Finger vom Laryngoskop oder gar von Skalpell und "normalen" Nadeln. Egal welche Ausbildung, die Beamten haben besseres zu tun, wie sich mit dem legen eines i.v. Zugangs zu beschäftigen. Wir sind in Deutschland und der RD steht vor der Tür!
      Ok, jetzt sind wir bei Begrifflichkeiten. Du vergleichst Äpfel mit Birnen, wenn Du eine amerikanische Qualifikation wegen fehlender Definition im Gesetz als unterste Ausbildungsebene einordnest. Das ist genauso, wie einen RettAss als "weniger wert" als ein EMT-B einzuordnen. Auch ein amerikanischer Viszeralchirurg ist weniger wert als ein RS, weil er keinen anerkannten deutschen Ausbildungsstandard hat. Ich denke, daß Du darauf aber auch raus wolltest.
      Das Problem ist in der Tat, in Deutschland Sachkundige zu finden, die wissen, wovon sie reden. Deutsche militärische Medics mit mehr als anekdotenhafter Erfahrung gibt es nur ganz vereinzelt, und die meisten haben dann außer der beschränkten EInzelerfahrung nicht das Hintergrundwissen, um fundiert ausbilden zu können vor medizinisch (hoch)qualifiziertem, kritischem und gemischt zusammengesetzten Publikum. Damit will ich nicht unbedingt sagen, daß er das falsche erzählen würde, sondern vielmehr, daß meist Schwierigkeiten mit der Begründung, der Glaubwürdigkeit und oftmals der rhetorischen Befähigung bestehen.
      Deine Aussage bzgl. Medic und erweiterter Versorgung sehe ich komplett andersrum. Genau dieses Besitzstandsdenken ist das Hauptproblem. Statt gemeinsam in der richtigen Richtung zu ziehen, hat jeder Angst, ein Stück von seinem Kuchen abzugeben und damit an Wichtigkeit zu verlieren.
      Nebenbei (und ernstgemeinte Frage): Welchen Hintergrund hast Du denn (Ausbildung und Erfahrung), den Du auf Deinen Kursen vermittelst?
    • tac schrieb:

      Ich kann Dir nicht ganz Recht geben. Das von Dir zusammengefaßte Konzept sieht eine Behandlung in der "warmen Zone" vor. Diese ist per definitonem gefährlich. Es ist fraglich, inwieweit Mitarbeiter des Rettungsdienstes per Dienstanweisung gezwungen werden können, in dieser Zone zu arbeiten. Zumal ich mir ungefähr vorstellen kann, welches Kaliber von Polizist mit der Sicherung des Arbeitsbereiches beauftragt werden würde ;) Beruht der einsatztaktische Ansatz aber auf Freiwilligkeit, ist das Konzept nicht belastbar. Es ist und bleibt schwierig. Aus meiner Sicht bleibt nur die qualifizierte Ausbildung der Polizei, insb. der SEK mit echter notfallmedizinischer Expertise. Dafür wird der Bedarf aber nicht gesehen, die VOrfälle sind nicht zahlreich genug und der gesetzliche Auftrag für die notfallmedizinische Versorgung ist sozusagen "mit Monopol" vergeben.



      Das Problem ist ohnehin nur ein theoretisches. Kein Rettungsdienstler aus allen Ecken Deutschlands, mit dem ich darüber gesprochen habe, kannte derartige Konzepte.

      Aber das Dilemma bleibt: bei einer Amoklage auf SEK mit Medic warten und den Tod von Verletzten in Kauf nehmen, oder versuchen unter eigener Gefährdung diese Verletzten zu versorgen... Da möchte man nicht auf dem ersteintreffenden RTW sitzen.
      Oderint, dum metuant.
    • Das Problem ist in der Tat, in Deutschland Sachkundige zu finden, die wissen, wovon sie reden. Deutsche militärische Medics mit mehr als anekdotenhafter Erfahrung gibt es nur ganz vereinzelt, und die meisten haben dann außer der beschränkten EInzelerfahrung nicht das Hintergrundwissen


      Du scheinst wohl nicht gerade aktuelle Informationen zu haben!

      Im Sturme fest
      - Senior Master Medic -
    • @Serval, diese Problematik hat sich schon am Anfang des Thread bemerkbar gemacht!
      Fakt ist, dass A.Jentsch ein gutes Werk mit fundierten Informationen niedergeschrieben hat und der Leser dadurch ein Einblick in die Schnittpunktproblematik erfährt.
      ;)
    • Aufarbeitung des Tucson /AZ Shootouts - IFAK´s retten Menschenleben:

      First-aid kits credited with saving lives in Tucson shooting By Sandhya Somashekhar and Sari Horwitz
      Washington Post Staff Writers
      Friday, January 21, 2011; 9:57 PM


      TUCSON - Some of the first deputies to arrive at the scene of the Jan. 8 shooting rampage here described a scene of "silent chaos" on Friday, and they added that the carnage probably would have been much worse without the help of a $99 first-aid kit that recently became standard-issue.

      Pima County Sheriff's Department deputies said they were dispatched to what they believed was a routine shooting. But they arrived, they found a blood-drenched parking lot that looked more like the scene of a plane crash. Sgt. Gilberto Caudillo got on his radio and pleaded, "Send every ambulance you have out here."
      "Innocent people looked like they were just massacred," Caudillo said Friday.

      He was among about 10 sheriff's deputies who found themselves doing the duties of paramedics rather than police. In the six minutes before paramedics flooded the site, they had to stanch chest wounds, open injured airways, apply tourniquets and try to calm down victims and the blood-covered bystanders who tried to help.
      "We told them, 'All the bad stuff is over, you're safe. We'll stay by your side,' " said Deputy Matthew Salmon.
      In the end, 13 of those shot survived, while six did not. One of the injured, Rep. Gabrielle Giffords (D-Ariz.) was the last person still hospitalized until Friday morning, when she was discharged and transported to a rehabilitation facility in Texas.

      Doctors and law enforcement officials told reporters here that the incident would have been much worse without a small brown kit devised by David Kleinman, a SWAT team medic who had become concerned about rising violence.
      Kleinman cobbled together the Individual First Aid Kits out of simple items used by combat medics in Iraq and Afghanistan: an emergency bandage pioneered by the Israeli army; a strip of gauze that contains a substance which coagulates blood on contact; a tactical tourniquet; shears that are sturdy and sharp enough to slice off victims' clothing; and sealing material that works especially well on chest wounds.
      The items in the kit were each inexpensive; the Israeli bandage, for example, cost only $6, but deputies reached for one "over and over at the scene," Kleinman said.
      It is unusual for police officers to carry such medical equipment, but Capt. Byron Gwaltney, who coordinated the sheriff's office's response to the shooting, said it proved crucial in this case because the deputies were the first to arrive.

      "It would have been a lot worse" without those tools, Gwaltney said. The deputies were trained to use the kit, in a program the Pima force called "First Five Minutes," six months ago.
      The deputies who initially responded said they were not the ones who arrested the suspect, Jared Lee Loughner. Instead, their focus was conducting triage through the parking lot: figuring out who was dead, who was injured and who was simply a helpful person who had jumped in to help.
      They used the tourniquets and gauze to stop the bleeding. They used a chest seal, also in the kit, to close bullet wounds. They used the shears in the kit to cut off the victims' clothes.
      "When I look back, I don't know if we drowned out the moans to focus or if it was quiet," said Deputy Ryan Inglett, who treated several victims with combat gauze and assisted in CPR. "This is something I will never forget."

      sandhya@washpost.com horwitzs@washpost.com
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