Gabe von Infusionen

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    • dragon46 schrieb:

      Und da unser ÄLRD noch etwas gegen HAES hat, haben wir weiterhin eine Kühlbox für Verpflegung und Getränke auf dem GW-San :D


      Keine Wärmebox? Kalte Infusionen sind im Schockzustand doch das letzte was man haben will und lagerungstechnisch ist HAES auch nicht so empfindlich?!

      Außerdem: Hat der ÄLRD im Katastrophenschutz eigentlich was zu sagen? In meinem OV haben wir Voluven, Volyte oder so etwas und ich bin ziemlich sicher dass das der Bereitschaftsleiter festgelegt und eingekauft hat.
      Wäre auch sinnvoll, so selten wie man das Zeug braucht darf es ruhig etwas teurer und "besser" sein.
      Morgen gibts die Reste
    • Vorweg, ich bin nicht für die Anwendung von Infusionen ausgebildet. Trotzdem würde mich aus reinem Interesse mal interessieren, wie das genau mit der Temperatur der Infusionslösung aussieht.
      Man stelle sich einen CFR/ EEH-B /etc vor, der als Teil einer infanteristischen Truppe keine Kühlboxen, Heater etc mitführen kann, jedoch bei einer unvorhergesehenen Verwundung schnell eine Infusion legen muss.
      Spielt die Temperatur von Infusionslösungen eine große Rolle?
    • Ich hab die Kompetenz, wie viele hier im Thread, aber als kleiner CFR kann ich dir dazu folgendes sagen:
      Die Ringer brauchen keine besondere Lagerung, andere Infusionen benötige jedoch ibres Wirkstoffs wegen eine bestimmte Temperatur. "Kritisch" wird nur im Winter wenn die Infusion zur Gabe kalt ist, denn zum einen schmerzt das (wie, als würde man dir Kühltmittel verabreichen, ein ziehender, muskelkrampfender Schmerz^^), zum anderen begünstigt das bei realer Gabe die Hypothermie. Wegen letzterem soll man die Infusion im Winter möglichst körpernah tragen.
      Allgemein gilt: Lieber ne warme Infusion, auch in Afghanistan, denn kalte bedeuten für den Körper arbeit, um sie aufzuwärmen, was jedem Patienten abträglich ist (gilt auch bei Hitzschlag!)

      @Mods: Sollte ich Müll gefaselt haben, bitte löschen.
    • Oma Bommelkamp als typische Patientin eines normalen deutschen Rettungsdienstes profitiert nicht wirklich davon, wenn ich ihr, aufgrund eines "Notfalls" gute 250-500 ml infundiere und die Infusion möglichst warm war. Da kann die Infusion warm oder kalt sein, das ist dann lediglich eine Frage des Komforts.

      Gerade aber im militärischen Setting mit der Besonderheit der häufigen und
      ernsten traumatologischen Notfälle spielt die Temperatur der
      infundierten Lösungen eine herausragende Rolle. Verabreiche ich einem Patienten im hämorrhagischen Schock sagen wir, tief angesiedelt, 1000 ml Ringer Acetat oder HES oder was auch immer der Sani bei euch dabei hat, so senke ich drastisch die Körperkerntemperatur. Gerade bei Patienten die bluten und daher sowieso schon zu wenig Volumen zum Wärmeerhalt da ist.
      Senke ich bei einem blutenden Patienten jedoch die Temperatur, zerschieße ich mir (respektive meinem Patienten) massiv die Gerinnung. Dass das nicht das Ziel einer Traumaversorgung sein kann, leuchtet ein.
      Ebenso erhöhe ich den Sauerstoffbedarf und so weiter, die Gerinnung spielt hier aber m.E. eine übergeordnete Rolle.

      Das ist auch der Grund, wieso im Rettungsdienst Infusionen (insbesondere HES) angewärmt sein müssen. Denn brauche ich viel davon, brauchts Warme, denn der Patient blutet in der Regel.

      Dass das in militärischen Situationen schwierig ist, ist mir bewusst. Jedoch weiß ich von CFR´s, dass diese und auch der ein oder andere Kollege Infusionen unter ihrer Bekleidung und somit ansatzweise körpernah tragen. Medizinisch sinvoll, militärisch kann ich das nicht bewerten.

      Kalte Infusionen sind nur im Rettungsdienst zur ROSC-Versorgung vorhanden und mittlerweile auch Umstritten...
    • Zu Oma Bommelkamp: Wenn ich ihr aber die kalte Infusion reinlaufen lasse, sie sich davon massiv unwohl fühlt/ängstigt, dürfte dies Auswirkungen auf den myokardialen Sauerstoffverbrauch haben. Da die Omas aus meiner aktiven Rettungsdienstzeit meist irgendeinen Herzklabaster hatten, halte ich es für sinnvoller jede weitere Aufregung, die den durch den RD-Einsatz eh schon gestiegenen Adrenalinspiegel noch weiter erhöht, zu vermeiden.

      An das erfrischende Gefühl einer fies kalten Ringerlösung kann ich mich noch gut aus der Zeit an der Rettungsschule erinnern. Da hat man ja das eine oder andere probiert, wenn der offizielle Unterricht vorüber war ... Möchte ich als "Opa Bommelmann" ungern ein zweites Mal erleben ...

      Es macht insofern schon Sinn, sofern möglich, jede Infusion angewärmt zu verabreichen. Vor allem das vorgenannte Traumageschehen, das ja mutmaßlich Ausgangspunkt der Frage war, verbietet eigentlich wie im Posting von LouZiffer geschildert, den Einsatz kalter Lösungen.

      Viele Grüße,
      Firemedic
    • kalte Infusionen

      kalte Infusionen waren im Rettungsdienst schon immer umstritten. Nicht mal zur Kühlung von Brandwunden hätte man sie gezielt leitliniengerecht her nehmen können.

      Was die ROSC-Versorgung angeht, bezieht sich der gute LouZiffer wohl auf eine multicenter-Studie aus England, die gerade zur erneuten Steigerung der Diskussionsintensität um die milde Hypothermie nach Reanimationen beiträgt, weil sich in beiden Gruppen (cold/normal) das outcome nicht wesentlich unterscheidet.

      Nicht-ärztlich aufbereitet unter rettungsdienst.de/magazin/neue…ie-nach-reanimation-40987

      Anzumerken bliebt hierbei allerdings, dass die unkontrollierte Gabe von Infusionen im RettD NIE im Sinne einer milden Hypothermie zu verstehen war - eben weil unkontrolliert.