Behandlung von Brandwunden mit Adhäsionsfolie

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    • coolbreeze schrieb:

      Naja im professionellen zivilen Rettungswesen, weit ab von Improvisieren und konstanten Umgebungsbedingungen wird doch sicher anderes Material genutzt. Stichwort: Brandwundenverband mit Silberauflage


      sicher im zivilen Rettungswesen auf jeden Fall Aluverbände....aber der angesprochene Arzt interessiert sich halt auch für die Versorgung außerhalb der normalen Gegebenheiten.
      Alles Liebe aus Aachen
      LG Walter

      Wer Rechtschreibfehler findet, darf diese behalten :!:
      Lieber ein Wolf Odins... als ein Lamm Gottes
    • Hm....

      Nach längerer Zeit wieder einmal...


      Die Verbrennungen / Verbrühungen die ich bisher mitbehandelte (bis IV°, auch II°-III° bei über 60% KOF), wurden nachdem Debridement mit Polyhexanid - Gel benetzt, einem Gel welches bakterizid wirkt ohne hierbei das körpereigene Gewebe relevant zu schädigen. Hierüber wurden silikonisierte Wundauflagen (Mepitel) aufgebracht - diese verkleben nicht mit der Wunde. Über das Mepitel wurden aus sterilem Mull (z.B. Kerlix...) locker polsternde Schichten geformt und dies wurde mit einem Verband umschlossen. Das ist sowohl für eine Erstbehandlung als auch für die Weiterversorgung ein sinnvolles Procedere, welches auch in den großen Verbrennungszentren zur Anwendung kommt, hier wird allerdings immer häufiger Suprathel (r) unter einer Fettgaze verwendet, hiermit können in Folge weitere Verbandwechsel / Eingriffe vermieden werden - bei enormen Kosten für das Suprathel.
      Es gibt zudem die Celox Trauma-Gaze, die wohl beim feucht werden einen gelartigen Film bildet der thermische Traumata adäquat bedeckt, die aber keine CE - Kennzeichnung hat. Volumenersatz ist bei stark sezernierenden großflächigen Wundarealen Pflicht, hier kann man sich orientierend an die Parkland - Formel halten und den errechneten Substitutionsbedarf durch Ringer - Acetat - Lösung (NICHT NaCl 0,9%, NICHT unkritisch kolloidaler Volumenersatz!!!) decken . Bei Polytraumata und der Brandverletzung als Begleitverletzung kann man ja auch präklinisch bei prolongierten Rettungszeiten über Tranexamsäure zur Unterbindung der Hyperfibrinolyse nachdenken.

      Eine luftdiche Abdeckung ohne Abflussmöglichkeit für überschüssiges Wundsekret halte ich für nur bedingt sinnvoll, wenn adäquate Alternativen existieren, diese kann man im Einsatz vorausschauend beschaffen.... .

      Es kommen in ein paar Wochen bzw. Monaten einige hochaktuelle Standardwerke zur Verbrennungsmedizin in Neuauflagen heraus:


      amazon.de/Total-Burn-Care-Expe…TF8&qid=1320263429&sr=8-2
      amazon.de/Handbook-Burns-Acute…ZZRTX&colid=2YRS6UGFVGZNF
      amazon.de/Handbook-Burns-2-Rec…EJ1VA&colid=2YRS6UGFVGZNF


      Artiranmor
    • Vermeidung hyperchlorämischer Azidosen.

      im Verbrennungsfall mit Untergang von Zellen sogar fatal, weil der Körper zum Azidoseausgleich H+ in die Zelle und K+ ins Interstitium/Extrazellulär-/Intravasalraum schafft, wodurch der ohnehin schon hohe K+-Spiegel weiter steigt.

      Ein paar andere negative Aspekte gibt es auch noch. Einfach mal googlen ;)
    • Vermeidung hyperchlorämischer Azidosen.

      im Verbrennungsfall mit Untergang von Zellen sogar fatal, weil der Körper zum Azidoseausgleich H+ in die Zelle und K+ ins Interstitium/Extrazellulär-/Intravasalraum schafft, wodurch der ohnehin schon hohe K+-Spiegel weiter steigt.

      Ein paar andere negative Aspekte gibt es auch noch. Einfach mal googlen ;)

      Ich hab mal alles was ich nicht verstehe/kenne rot markiert.
      Morgen gibts die Reste
    • ...und ein zu hoher kaliumspiegel beinträchtigt die herzleistung in form von herzrythmusstörungen und bradycardien ( die genaue Wirkung des k+ auf die herztätigkeit kann im Internet nachgelesen werden), bis hin zum möglichen Stillstand, was man sich vor allem in der Herzchirurgie zu nutzen macht um bei Operationen am offenen herzen den Stillstand in Kombination mit einer Absenkung der körrpertemperatur auf ca. 27,5 grad zu erreichen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von GebSan ()

    • Danke Artiranmor, sehr interessanter post.

      Eine luftdiche Abdeckung ohne Abflussmöglichkeit für überschüssiges Wundsekret halte ich für nur bedingt sinnvoll, wenn adäquate Alternativen existieren, diese kann man im Einsatz vorausschauend beschaffen....


      Für den privaten Sektor: Die taktische Medizin wird oft sehr stiefmütterlich behandelt, die Beschaffung spezieller Verbände und Equipments das außerhalb des allgemein bekannten Sektors liegt wird dadurch oft sehr schwierig bis unmöglich. Die örtlichen Sicherheitskräfte tun dann gelegentlich ihr Schäufelchen hinzu indem sie beschlagnahmen was ihnen cool erscheint.

      Mit dem vorhandenen Material und den oftmals wenig idealen Transport im Hinterkopf ist eine luftdichte Abdeckung oftmals die beste Alternative.



      Zum Volumenersatz: Was haltet ihr im Zusammenhang mit isolierten Verbrennungen aber auch dem kompletten IED Polytrauma von oral resuscitation, also der oralen Verabreichung von geeigneter Flüssigkeit statt direkter venöser/intraossärer Infusion?
      Vorausgesetzt natürlich der Zustand des Patienten erlaubt diese Art der Applikation.
    • Nahrung / Flüssigkeit oral VOR der klinischen Versorgung würde ich unbedingt vermeiden. Insbesondere bei IED - Verletzungen kann es zur Kompression luftgefüllter Strukturen wie Darm etc. durch den Überdruck kommen (wird in der Regel relativ gut toleriert), gefolgt von einer Dekompression mit Entwicklung eines Unterdruckes in Relation zum Ausgangsdruck (hier kommt es regelmäßig durch Überdehnung zu Rissen in den Wänden luftgefüllten Strukturen des Magens / Darmes....). Bei einer Darmverletzung ist es eine schlechte Idee Flüssigkeit zu verabreichen, versickert diese doch nur im Peritoneum und kann ggf. Verdauungsbrei mit extrem tiefen pH-Wert oder keimhaltige Flüssigkeiten vermehrt in das Peritoneum spülen und hier zu einer Verstärkung einer eventuellen Peritonitis führen => Prognoseverschlechterung. Das Risiko des Erbrechens und der Aspiration ist ein weiterer Punkt => Prognoseverschlechterung.

      NACH einem Ausschluss entsprechender Verletzungen (Sonographie mit Nachweis freier Flüssigkeit / ggf. Luft, Röntgen mit Ausschluss / Nachweis freier Luft, ggf. CT Abdomen im Rahmen einer Traumaspirale, ggf. explorative Laparatomie...) bzw. nach operativer Versorgung entsprechender Verletzungen mit Kontinuitätswiederherstellung des Darmverlaufes kann und soll nach einem Ruheintervall relativ rasch Flüssigkeit wie Nahrung z.B. über eine Magensonde oder schluckweise oral zugeführt werden - an Stelle (Nahrung) bzw. in Ergänzung (Flüssigkeit) zur parenteralen Zufuhr. Da oftmals bei Polytraumatisierten zur Abschirmung Schmerzmittel in hohen Dosen verabreicht werden und ein Schädel - Hirn - Trauma als Begleitverletzung vorliegt ist das Bewusstsein häufig so beeinträchtigt, das ein eigenständiges Trinken / Essen dank reduzierter Schutzreflexe kaum verantwortungsvoll durchführbar ist. Nach einem Trauma gibt es in Bezug auf Nahrung ohnehin eine Postagressionsphase, in der Nährstoffe nicht ausreichend verstoffwechselt werden und die Nahrungszufuhr mehr schadet als nutzt.

      Da insbesondere bei IED - Verletzungen die Lunge brutalst geschädigt werden kann (schwere Lungenkontusion, ggf. Inhalationstrauma => erhöhtes ARDS - Risiko...), werden viele Patienten zudem invasiv oder noninvasiv mit hohem PEEP beatmet, ggf. auf dem Bauch liegend platziert um abhängige Lungenpartien besser zu belüften. Auch hier ist pflegerisch kaum ein reguläres Trinken umsetzbar..... .

      Im Rahmen der Begleitverletzungen kommt es zudem häufig zum Untergang von Muskulatur, gefolgt von einer massiven Freisetzung von Myoglobin. Dieses "verstopft" die Nieren und kann bis hin zu schweren Formen des akuten Nierenversagens führen. Um dieses Problem zu beherrschen benötigt man "massenhaft" Infusionen um das Myoglobin zu verdünnen / aus dem Kreislaufsystem zu "spülen". Eine exakte Bilanzierung ist bei intravenöser Flüssigkeitszufuhr besser durchführbar als bei enteraler Ernährung / Flüssigkeitszufuhr.


      Zu den Verbänden:

      Es sind theoretisch zur präklinischen Erstbehandlung gar keine speziellen Verbände erforderlich, eine Abdeckung mit sterilen Kompressen, locker fixiert durch normalen Verbandmull ist ausreichend. Wenn doch spezielle Verbände auf 2. / 3.-gradige Verbrennungen aufgetragen werden, so ist es ggf. günstig eine Schicht feuchtes, nichthaftendes Material (z.B. Adaptic, Mepitel...) welches für diesen Zweck konstruiert, vorgesehen und zugelassen ist unmittelbar auf der Wunde zu verwenden. Frischhaltefolie hat hier keine Überlegenheit, eher Nachteile. Bei langen Phasen zwischen Verbandanlage und ärztlicher Wundversorgung kann sich unter der Frischhaltefolie massig Sekret bilden, welches rasch zu einem schönen Wachstumsmedium für wilde Keime werden kann.
    • Sehr spannend, danke

      Shiremono schrieb:

      Ich spreche NICHT über die deutsche Rettungskette und rate hier schon gar keinem RettSan/RettAss Frischhaltefolie zu verwenden, denn man wird ihn an den Eiern aufhängen. Nicht weil es Sinn macht sondern weil er ein pöser Pursche war.
      Hallo,
      ich habe im Oktober auf einem TTLS Kurs erstmalig über die Verwendung von Frischhaltefolie gehört (hätte ich hier mal genauer gelesen...).
      Auf meine Nachfragen bei entsprechenden örtlichen "Rettern" ist mir quasi schon allein aufgrund der Nachfragen und der "Idee" oben beschriebenes geschehen.

      Obwohl es hier in Deutschland im Rahmen der normalen Rettungskette sicherlich seltens vorkommen wird (Verwendung von "massig im Fahrzeug vorhandenen" anderen Verbandmitteln), danke ich für eure Ausführungen hier. Eine weitere Option in der Hinterhand zu haben und über den Tellerrand hinaus zu schauen ist sicherlich immer besser (als Durchschnitt). - Zumal ich wie gesagt hier div. Leute gefragt habe und keine positiven Aussagen oder (deutsche) Quellen bekommen konnte.

      Weiter so!
      Danke und beste Grüße
      "Remember, With Great Power Comes Great Responsibility"
    • Ja klar, der Nick - ist ja, soweit ich das verstanden habe "sein Baby".
      Im Regelfall kommt er zur med1plus und hält die Kurse.
      War auf dem drei Tage Lehrgang, aber schon jetzt 3x (und nein, ich musste nicht nachsitzen... ;) ).
      War dann auch auf dem Instructor Kurs und habe mir angehört, was der Nick für Vorstellungen vom
      Kurskonzept und "Lehre" und Lehrdarstellung hat.
      "Remember, With Great Power Comes Great Responsibility"
    • Wollte kein extra Topic für meine Frage aufmachen. Habe vor, zusätzlich zu Brandwundentüchern in meinem Rucksack, jetzt ein Brandwundengel zu beschaffen. Tendiere zwischen dem Gel von Waterjel und Burnshield Hydrogel. Preiswerter im Vergleich zur Menge sind die Hydrogelbeutel, was mich zu meiner Frage führt.
      Gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen beiden? Hat jemand Erfahrung mit dem Burnshield Hydrogel oder Waterjel.

      Kannte bisher nur Waterjel, habe davon nur gutes gehört.

      Burnshield:
      medi-king.de/burnshield-brandw…ung-brandwundenversorgung

      Waterjel
      medi-king.de/water-jel-brandwundenversorgung

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von SnowFox ()

    • Moin,

      nach meinen Informationen ist das Benefit dieser
      spezial Verbände sehr umstritten. Meine Empfehlung wäre
      Kontakt zu einer Verbrannten Station aufzunehmen und mir Rat
      von den Experten zu holen. Wäre über eine kurze Rückinfo wie du dich
      entschieden hast hier im Forum sehr dankbar, ich verfolge das Thema
      auch schon seit längerem.

      Beste Grüße
      Horrido Joho