Digitale Intubation

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    • Digitale Intubation

      Digitale Intubation

      Die digitale Intubation hat nichts, wie der Name es vielleicht vermuten läßt mit Bits, Bytes oder sonstigen technischen Gerät zu tun, sondern bedarf sich eher dem "Händchen" des Taktischen Notfallmediziners*. Genauer gesagt, dessen Fingern (Ein Finger – wissenschaftlich digitus (plural: digiti)).
      Früher wurde recht häufig digital intubiert, wobei ich mit "früher" jedoch irgendwas vor 1900 meine. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde dann das erste Laryngoskop in (ich glaube) England erfunden. So, genug historie ab zum interessanten Teil.

      Warum sollte ich digital Intubieren?
      1. bei einem Defekt des Laryngoskops ohne schnell verfügbaren Ersatz oder Alternativen
      2. wenn der Hypopharynx so voller Suppe, sprich Blut, Mageninhalt oder Sonstigem steht und ich ohne Absaugung intubieren muss
      3. wenn eine Face-to-Face Intubation misslingt
      4. und jetzt meine *Lieblings-Indikation* laut Literatur: "bei Patienen bei denen eine e.t. Intubation missingt, aber die Beutel-Beatmung problemlos möglich ist"... Also wenn ich die Eier und die langen Finger dafür habe. :thumbsup:

      Wann sollte ich es lieber sein lassen?
      1. wenn die oben genannten Punkte 1. - 4. alle nicht zutreffen
      2. wenn der Patient nicht tief genug sediert oder komatös genug ist und Er/Sie noch zu beißen kann

      Wie alle medizinischen Maßnahmen birgt auch die Digitale Intubation natürlich auch einige Komplikationen.
      Diese sind jedoch fast 1:1 mit der konventionellen Intubation gleich.
      • Fehlintubation in den Ösophagus
      • Hypoxie und im Umkehrschluß die Hyperkapnie
      • traumatische Verletzungen der Zähne, Zunge, Larynx, Stimmbänder
      • Stimmulation des N.vagus und der daraus resultierenden Komplikationen
      • Verletzung der Finger des Taktischen Notfallmediziners

      Durchführung

      Ich möchte hier nur konkret die Durchführung der Intubation beschreiben. Vorbereitung wie zB Auswahl des Tubus, evtl. Prämedikation stelle ich als bekannt voraus.

      Tubus und Finger sollten mit Lidocain Gel bestrichen werden.
      Der Tubus sollte in die dominantere Hand genommen werden um mit ihr diesen taktiler führen zu können, die weniger dominantere Hand fungiert als Führung für den Tubus.
      Es werden Ring- und Zeigefinger in den Mund des Patienten eingeführt. Tief bis in den Schlund. Dabei gilt es sich am Zungengrund zu orientieren.
      Erreicht man die Epiglottis, so kann man sie definitiv als solche identifizieren. Nun gibt es zwei Möglichkeiten entweder man hebt den Zungengrund an (MacIntosch) oder man lädt die Epiglottis auf (Miller)
      Mit zur Hilfenahme der Finger als Schiene ist der Tubus in den Mund einzuführen. Möglich ist auch beide Finger leicht zu spreizen, sodass man den Tubus in der V-Form der Finger in die Trachea führt.
      Desweitern kann man den Tubus auch zwischen beide Finger klemmen und titrierend in die Trachea vorschieben. Oder wie auf dem zweiten Bild dargestellt, die Tubusspitze mit dem Zeigefinger so zuführen, dass er in die Trachea gleitet.

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      Praktisch, habe ich bisher knapp 10 Digitale Intubationen erlebt.
      Diese sind allerdings alle innerklinisch unter optimalen Bedingungen abgelaufen. Präklinisch verfüge ich über keine Erfahrungsberichte.
      Meiner Erinnerung nach sind alle der Intubationen mit der Indikation Punkt 4. gelaufen sprich zur Anleitung und Ausbildung von med. Personal.
      2 von diesen 10 habe ich selbst durchgeführt und ich kann nur sagen, dass es schon ein wenig tricky ist.
      Erstmal seine Finger bis zum Anschlag in den Mund einer anderen Person zu stecken und danach, als ob noch Platz genug wäre einen Tubus hinein zutüfteln.
      Schmale Finger sind hier von Vorteil.

      Die Digitale Intubation, sollte nie Mittel der Ersten Wahl sein. Es sollten zuerst immer andere Alternativen in Betracht gezogen werden.
      Supraglottische Atemwegshilfen und Retrograde Intubation sollten vorgezogen werden.

      So, noch ein Thema was heiß diskutiert werden kann.
      Und von dem ich denke, dass es vielleicht für die taktische Situation etwas interessanter und durchführbarer ist, als die nasale Intubation.



      Beste Grüße

      Max







      *= der Taktischer Notfallmediziner ist ein Sammelbegriff der jegliche Personen (männlich/weiblich) miteinbezieht, die sich mit der Nofallmedizin als solche aber auch mit der prämedizinischen taktischen Medizin beschäftigen.

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