Ein guter Zeitartikel zum Anschlag von Oslo. Es geht mir weniger um den oft artikullierten Islamhass im Artikel, sondern um das Fazit am Schluss und die Erkenntnisse.
Der Mord an der Freiheit
Der Mord an der Freiheit
Nur wer den zunehmenden Verfall demokratischer Sitten, die Abnahme des Respekts vor Andersdenkenden, die Zunahme fremdenfeindlicher Ressentiments auch im medialen Mainstream nicht sehen wollte, kann ihn für eine überraschende Erscheinung halten.
Er mag ein Einzeltäter gewesen sein, das wird sich noch herausstellen, aber sicher ist schon jetzt: Er war kein Einzeldenker.
Auf 1500 Seiten agitiert Breivik gegen Multikulturalismus, Feminismus, den kulturellen Marxismus der Frankfurter Schule und Muslime, er sieht sich als Teil einer Widerstandsbewegung gegen Political Correctness, gegen Einwanderung und gegen Toleranz. All das klingt traurig vertraut.
[...]Anders Breivik artikuliert eine ähnliche »weiße Wut« wie McVeigh: die Aggression eines weißen, männlichen Milieus, das sich gegen seinen eingebildeten Untergang wehrt. Sie sind keine gesellschaftlichen Außenseiter, sie gehören keiner kulturellen Minderheit an, aber diese Täter empfinden sich als Verlierer einer demokratischen Gesellschaft, die ihnen keinen exklusiven Artenschutz gewährt.
Es müssen keine Sicherheitsgesetze verschärft werden, es müssen nicht blonde Männer an Flughäfen herausgefischt und gesonderten Sicherheitskontrollen unterzogen werden, es müssen keine »Christen-Konferenzen« einberufen werden, auf denen fromme Organisationen ihre Rechtsstaatlichkeit unter Beweis stellen müssen
Wer der fundamentalistischen Gefahr begegnen will, sei sie nun islamisch oder christlich, muss die Werte verteidigen, die angegriffen werden. Wer für zu große Toleranz und sein Eintreten für kulturelle Vielfalt angefeindet wird, muss die soziale Kompetenz für Toleranz und Offenheit gegenüber Andersdenkenden stärken.
Nicht von Einwanderern droht Gefahr, sondern von Extremisten. Ob sie christlich oder muslimisch, politisch oder religiös argumentieren.
Vielleicht gehören wir heute zufälligerweise zur gefälligen Mehrheit. Aber morgen vielleicht schon nicht mehr. Wer in Freiheit leben möchte, muss sich gegen jede Form der Monokultur wehren, weil jeder irgendjemand anderem fremd ist.