Die Schocklage

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Eines der Probleme, die die SL mit sich bringt ist, dass die Bauchorgane auf das Zwerchfell drücken und damit die Atmung erschweren können. Erschwerte Atmung = erschwerte O2-Aufnahme und damit genau das Gegenteil von dem, was man beim Schock eigentlich haben möchte. Hinzu kommt der Ausschluss für eine SL, den man den Anwendern beibringen muss (B-Regel - Birne, Buckel, Brust, Bauch, Becken). Entscheidender ist da einfach, die Schockursache auszuschalten, Wärmeerhalt und die Vitalfunktionen zu kontrollieren/zu sichern.

      Viele Grüße,
      Firemedic
    • Also, zunächst einmal müssen wir uns Fragen, was wollen wir überhaupt mit der Schocklage erreichen?

      Im Falle eines Schocks (bei allen Formen) entsteht immer ein akutes Missverhältniss zwischen angebotenem Volumen, der O² Versorgung und der Pumpleistung.
      Oder kurz gesagt, das HZV ist aus dem Gleichgewicht gebracht.
      Auf die Schockformen im Einzelnen, möchte ich nicht eingehen. Diese kann jeder nachlesen bzw. sollte jeder wissen.
      Wichtig ist nur, das alle Schockformen im Prinzip der gleichen Störung zu Grunde liegt.
      Aufgrund der Kompensationsmechanismen des Organismus, sind wir in der Lage, eine bestimmte Zeit dieses Missverhältniss auszugleichen.

      Erfunden wurde die "Schocklage" eher zufallsmäßig. Sie geht eigentlich auf die Trendelenburg Lagerung (irgendwas zum Ende des 19. Jahrhunderts) zurück, diese wurde für Operationen im uro- genital Bereich benutzt. Mittels der Lagerung hat der Operateur eine bessere Sicht auf das Operationsgebiet. Darm, Magen & Co rutschen gemäß der Schwerkraft richtung Diaphragma und ermöglichen so ein optimaleres arbeiten.

      Im Ersten Weltkrieg dann, benutzte Walter Cannon eine modifizierte Form der Trendelenburg Lagerung um eine "Autotransfusion" für verwundete Soldaten zu erreichen.
      Nachzulesen im "Walter Cannon 1915; Bodily Changes in Pain, Hunger, Fear, and Rage; "
      Nun kommt das wirklich interessante, 1923 revidierte Cannon seine Aussage und Empfehlung zur Schocklage.

      Überspitzt gesagt, haben wir Alle seit fast 100 Jahren falsche Dinge gelernt.
      Heute gibt es zwei Mehtoden der Lagerung, entweder im Ganzen, sprich mit Kopf-Tief-Lagerung oder nur die Beine anheben.


      Studien zeigen auf, dass bei keinem Patienten der sich im hämmorrhagischen befand, eine erhöhung des HZV nicht nachgewiesen werden konnte!
      Natürlich müsste man sich denken, dass man die Vorlast anhebt, dies passiert auch im allerersten Moment, allerdings muss die Vorlast ja auch verarbeitet werden.
      Für kurze Zeit kann man so auch den MAP erhöhen, jedoch nicht effektiv genug.
      Aufgrund der physiologischen Verteilung des Blutes, etwa 80% venös und 20% arteriell, wird einem schnell klar, dass wir die Nachlast im Auge halten müssen.
      Getreu dem Motto "Wo nichts ist, kann nichts sein" müssen wir dafür Sorge leisten, das ein ausreichendes Volumen dem arteriellen System zur verfügung gestellt wird.
      Durch die Schocklage, können wir dieses Ziel nicht zur zufriedenheit des Patienten (und Unserer) erreichen.

      Desweiteren bringt die Lagerung weitere Nebenwirkungen mit sich.

      1. Aufgrund der Schwerkraft erhöhen die Bauchorgane den intrathorakalen Druck -
      2. der Gasaustausch ist gemindert, die Compliance der Lunge nimmt ab und es werden größere Beatmungsdrücke benötigt
      3. die Regurgitation nimmt zu, es Besteht die Gefahr der Aspiration
    • es gibt da auch noch den ansatz der permissiven hypotonie beim trauma,
      will sagen: wenn ich eine nicht kontrollierbare blutung z.B. im Abdomen habe toleriere ich einen druck von bis zu 80 mmHg sys,
      da hierbei die möglichkeit besteht das die blutung sistiert.
      erhöhe ich den druck durch schocklage oder eine infusion verstärke ich die blutung.
      das ganze ist natürlich nur durchführbar wenn keine anderen traumen bestehen die einen bestimmten MAD erzwingen, z.B.SHT
      Horrido Joho
    • ich muss dem ganzen etwas wiedersprechen, aus wirklich eigener erfahrung will ich behaupten das die schock- oder kopftieflagerung bei volumenmangel als erste maßnahme durchaus sinnvoll und effektiv ist, ich rede hier von maßnahmen die innerhalb von sekunden bis minuten erfolgen, mit einer schocklage kann ich den blutdruck für eine kurze zeit anheben bzw. stabilisieren um dann mit medikamenten und volumensubstitution einem weiteren absacken entgegenzusteuern. dies ist als erste und schnellste maßnahme zu betrachten bis die weitere dringend notwendige medizinische versorgung anläuft ! außgeschlossen sind natürlich die bekannten gegenanzeigen wie abdominaltraumen, sht-traumen , erhöhter hirndruck etc.

      wenn die hypotonie zu groß ist kommen schnell herzprobleme dazu (bradycardie, asystolie) dann brauche ich umso länger und mehr medikamente um den kreislauf wieder zu stabilisieren !
    • wie lappidar X(

      traue keiner statistik die du nicht selbst gefälscht hast!

      vielleicht sollten wir zunächst einmal klären von welchen patienten wir sprechen, wach, somnolent, beatmet !?

      sicher gibt es tolle studien wogegen eine schocklagerung alles spricht, aber wenns hilft, was willste machen...und ich kann dir sagen das wir hier in würzburg an der universitätsklinik eine der fortschrittlichsten anästhesien haben und auch wirklich sehr kompetente ärzte, ich selber wurde von prof. sefrin zum reanimationstrainer und aed-instruktor ausgebildet, und bei uns wird das weiterhin gemacht, in bestimmten fällen !
    • Die Deutschen sind nicht immer die Stars im Bezug auf Trauma.



      Ich folge den Ausführungen von Max.



      Die Maßnahmen in der Krankenpflege sind nicht auf die Nofallmedizin übertragbar.



      Eine Anästhesieabteilung ist kein RTW.



      Der untere Absatz ist nicht relevant. Würde jeder so argumentieren, wäre ERC und PHTLS in 1000 Jahren nicht in Deutschland umgesetzt.



      Genau diese Problematik haben wir ja in Deutschland.Wegen diese Blokadehaltung sterben täglich Menschen :cursing:



      Ich möchte jetzt nicht anfangen was ich alles bin, und wer mich mal per Handschlag begrüßt hat.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von winz ()

    • genau so ist es: ein rtw ist auch kein krankenhaus ! den ball will ich gleich mal zurückspielen, glaubt die rettungsdienstgemeinde das der patient nach der "notfall- bzw. erstversorgung" wieder gesund ist, oder was denkt ihr ? warum bringt ihr die patienten überhaupt noch ins krankenhaus ? bei uns stehen die patienten auf und gehen nach hause, wir können alle cna´s, ina´s und zna´s schließen, schockräume werden in raucherzimmer umfunktioniert und über das schließen sämtlicher intensivstationen freuen sich sicher die krankenkassen...
      in krankenhäusern gibt es ab sofort keine notfälle mehr, juhu... :thumbsup:
    • Allgemeiner Schwanzvergleich oder was läuft?


      Krankenpflege/ Schockraum sind natürlich etwas anderes als Rettungsdienst, zu Schweigen von taktischer Medizin. Speziell bei letzterer mit ihrer stark limitierten Ausrüstung und den möglicherweise langen Zeitfenstern bis zum Erreichen definitiver Versorgung sind Fehler unverzeihlich.

      Das Anwenden einer Schocklage kann in diesem Setting einfach mal dazu führen, das eine durch niedrigen Blutdruck und Ruhe bereits sistierte innere Blutung erneut aufbricht und mir der Patient mit neuem Schwung verblutet. Was dann, NaCl? Damit zu dem Schwung noch geringere Gerinnung und erhöhter Druck kommen? First Clot is best Clot, handle with care.

      Dazu haben wir noch meistens mit Verletzungsmechanismen und Mustern zu tun, die eine genaue Abgrenzung des Schadens extrem schwierig machen. Eine Schocklage scheitert hier schon allein an den 5Bs.

      Was dann im Schockraum abläuft und funktioniert ist eine vollkommen andere Sache, zu schweigen von der Krankenpflege. Aber auch hier drehen sich die Uhren weiter und es kommt zu neuen Erkenntnissen die man nicht mit lapidaren Statistikwitzen und altrobustem "Habenwirschonimmersogemacht" abtun sollte. Bei den Amis ändern sich die Herangehensweisen mit jedem Krieg, und das nicht zu ihrem Nachteil.


      Lassen wir bitte dieses Rettungsdienst-Klinik Gezicke draußen?
    • gerne, jeder sollte über seinen tellerrand schauen, dazu bin ich jederzeit bereit. dann sollten es andere aber auch tun. aber der rettungsdienst und das krankenpflegepersonal waren und werden wohl nie freunde.

      ich denke hier im forum bewegen sich nicht nur tactical- und combat medics die tccc und phtls geschult sind, sondern alles was sich im medizinischen bereich aufhält und sich dafür interessiert.

      ich kann mit gutem gewissen jedem dessen oma, opa, freund etc. mal mit ner hypotonie etc. im sommer im garten umfällt die schocklage empfehlen, wenn natürlich der nachbar mit seiner abgesägten schrotflinte schuld war, erübrigt sich meine empfehlung :!:

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von GebSan ()

    • Es geht hier meines Wissens nach nur um Präklinik.



      Weiter ist ein großes Ziel die Vereinfachung für geringer qualifizierte Helfer und eine Standarisierung.



      Woher weis ich, das es nur die unklare Synkope ist?



      Kanns kein APO oder HI ohne Symtomatik sein...???



      Da hat mein kein gutes Gewissen.





      Der Rest sollte lückenlos ineinander greifen, Interessiert mich ab effektiver und schneller Aufnahme aber nicht wirklich. (auch wenns wichtig ist)



      Schwanzvergleich kanns nicht gewesen sein, denn man kann Schwanz nicht mit Dose vergleichen. (ausser evtl. Transen...hab ich aber keine Ahnung von)





      Gruß