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Ich bitte um professionelle Diskussion der Behandlung ohne irgendwelche Emotionalitäten oder Rettungsdienst vs. Tacmed gebashe. Wir dürften uns alle einig sein dass das Verhalten der involvierten Soldaten von größter Courage und Kameradschaft zeugt. Was ich hier auf einer absolut profesionellen Ebene diskutieren möchte ist der handwerkliche Aspekt damit wir alle, die wir beruflich mit diesem Feld befasst sind, den maximalen Nutzen aus diesem Video ziehen können.
Kritikpunkte meinerseits die ich gerne zur Diskission stellen würde.
Dem Verwundeten sind gravierende Verletzungen im Gesicht entstanden, speziell rechte Seite Kopfseite und generell Unterkiefer. Das linke Bein ist nahezu amputiert, das rechte anscheinend unverletzt.
#1 Lagerung: Dem Patienten strömt liegend sein Blut in die Speiseröhre, weiterhin besteht eine hohe Gefahr der Aspiration von Blut oder dislokalisierter Anatomie. Bei Verwundungen im Gesichtsbereich sollte wo immer möglich eine sitzende, vornübergebeugte Haltung (Kutscherhaltung) ermöglicht werden, damit dislokalisierte Anatomie und Blut nach Außen fallen und die Atemwege damit frei bleiben.
#2 Der Atemweg wurde nicht gesichert. Ganz zu Anfang hat der Medic das Cryc-Set in der Hand und diskutiert kurz die Nutzung, vermeidet sie dann aber da der Patient ausreichend atmet. Liegend gelagert, transportiert und im Heli verbracht ist der Atemweg ständig in Gefahr und im Helikopter schlechter zu sichern als am Boden. Ein NPA wäre möglich gewesen, auf Grund der Gesichtsverletzungen kann aber eine Fraktur im oberen Gesichtsbereich nicht ausgeschlossen werden. Eine Cryc wäre eine adäquate Sicherung der Atemwege gewesen, am Besten unter lokaler Vorbereitung mit Lidocain oder bereits generellem Painmanagement mittels Morphium/Ketamin.
#3 Die Sicherung eines Zugangs mit FAST-1 wäre innerhalb kürzester Zeit möglich gewesen und hätte eine Analgesie und möglicherweise nötige hypotensive resuscitation am Boden/während dem Flug ermöglicht.
#4 Hypothermia: Die Entkleidung des Patienten ist richtig um nach weiteren Verwundungen zu suchen, es wird jedoch keinerlei Wärmeerhalt durchgeführt.
Selbst bei schweißtreibenden Temperaturen um 30°C im Schatten kühlt ein Verwundeter schnell aus. Eine Absenkung von 2°C verschlechtert bereits erheblich die Fähigkeit des Körpers Blutungen zu stillen und das Immunsystem aufrecht zu erhalten, womit das Outcome des Verwundeten erheblich beeinflusst wird.
Sind euch andere Punkte aufgefallen, gibt es Gründe für das von mir kritisierte Verhalten?
Ich bitte um professionelle Diskussion der Behandlung ohne irgendwelche Emotionalitäten oder Rettungsdienst vs. Tacmed gebashe. Wir dürften uns alle einig sein dass das Verhalten der involvierten Soldaten von größter Courage und Kameradschaft zeugt. Was ich hier auf einer absolut profesionellen Ebene diskutieren möchte ist der handwerkliche Aspekt damit wir alle, die wir beruflich mit diesem Feld befasst sind, den maximalen Nutzen aus diesem Video ziehen können.
Kritikpunkte meinerseits die ich gerne zur Diskission stellen würde.
Dem Verwundeten sind gravierende Verletzungen im Gesicht entstanden, speziell rechte Seite Kopfseite und generell Unterkiefer. Das linke Bein ist nahezu amputiert, das rechte anscheinend unverletzt.
#1 Lagerung: Dem Patienten strömt liegend sein Blut in die Speiseröhre, weiterhin besteht eine hohe Gefahr der Aspiration von Blut oder dislokalisierter Anatomie. Bei Verwundungen im Gesichtsbereich sollte wo immer möglich eine sitzende, vornübergebeugte Haltung (Kutscherhaltung) ermöglicht werden, damit dislokalisierte Anatomie und Blut nach Außen fallen und die Atemwege damit frei bleiben.
#2 Der Atemweg wurde nicht gesichert. Ganz zu Anfang hat der Medic das Cryc-Set in der Hand und diskutiert kurz die Nutzung, vermeidet sie dann aber da der Patient ausreichend atmet. Liegend gelagert, transportiert und im Heli verbracht ist der Atemweg ständig in Gefahr und im Helikopter schlechter zu sichern als am Boden. Ein NPA wäre möglich gewesen, auf Grund der Gesichtsverletzungen kann aber eine Fraktur im oberen Gesichtsbereich nicht ausgeschlossen werden. Eine Cryc wäre eine adäquate Sicherung der Atemwege gewesen, am Besten unter lokaler Vorbereitung mit Lidocain oder bereits generellem Painmanagement mittels Morphium/Ketamin.
#3 Die Sicherung eines Zugangs mit FAST-1 wäre innerhalb kürzester Zeit möglich gewesen und hätte eine Analgesie und möglicherweise nötige hypotensive resuscitation am Boden/während dem Flug ermöglicht.
#4 Hypothermia: Die Entkleidung des Patienten ist richtig um nach weiteren Verwundungen zu suchen, es wird jedoch keinerlei Wärmeerhalt durchgeführt.
Selbst bei schweißtreibenden Temperaturen um 30°C im Schatten kühlt ein Verwundeter schnell aus. Eine Absenkung von 2°C verschlechtert bereits erheblich die Fähigkeit des Körpers Blutungen zu stillen und das Immunsystem aufrecht zu erhalten, womit das Outcome des Verwundeten erheblich beeinflusst wird.
Sind euch andere Punkte aufgefallen, gibt es Gründe für das von mir kritisierte Verhalten?
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