Hämorrhagischer Schock & Volumentherapie in der Vergangenheit

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    • Hämorrhagischer Schock & Volumentherapie in der Vergangenheit

      Hallo,
      ich schreibe im Moment an einer Projektarbeit für die Schule, über den hämorrhagischen Schock, in der ich unter Anderem ausführlich die Behandlungskonzepte von früher und heute beschreiben will. Leider finde ich sowohl bei Google als auch in der Literatur wenig Jahresangaben zu dem Thema, wann welche Maßnahmen propagiert wurden. Deshalb ein paar Fragen an Euch:

      -ab und bis wann wurde die Massive/aggressive Volumentherapie durchgeführt?
      -ab wann waren Tourniquets "out" und wann wieder "in"?
      -hat jemand Literatur aus den jeweilige Zeiten und könnte sie hier online stellen?

      Wäre nett wenn mir da jemand helfen könnte und vielen Dank im voraus.

      MfG
      Johannes.k.b.
      Morgen gibts die Reste
    • Eine genaue Einteilung ist schwierig, du müsstest dich stark eingrenzen, z.B. auf den Rettungsdienst eines bestimmten Bundeslandes/Landkreises und dann anhand von dessen Vorgaben deine Daten rekonstruieren so gut es geht.

      Volumentheraphie wurde durchgeführt seit die intravenöse Flüssigkeitsgabe halbwegs verstanden war. Irgendwann hat man es mit Tierblut (ich glaube einem Kind wurde Lammblut verabreicht, bin mir aber nicht mehr sicher) versucht und festgestellt: Doofe Idee. Im zwoten Weltkrieg wurden rigoros Bluttransfusionen vonLlebenden oder Toten durchgeführt, in Vietnam wurde diese Praxis dann gegen die sterilen und hübschen Medizintechniken der zivilen Welt eingetauscht, unter anderem 14G links rechts und Druckbetankung. Auf der anderen Seite haben dann die Sowjets in Afghanistan durch simples Ausprobieren rausgefunden das teilweise Schwerverwundete länger überlebten oder sogar genasen im Gegensatz zu den 14G-Opfern. Die Amis haben das dann nachgewiesen indem sie kleinen Schweinen in Studien schwere Blutungen zufügten, die eine Gruppe nach zivilem Rettungsdienststandart behandelten und die Kontrollgruppe einfach liegen ließen. Die Kontrollgruppe überlebte.
      Heute ist die aggressive Volumentheraphie noch lange nicht vom Tisch, sie wird nach wie vor kontrovers diskutiert und in vielen Ländern weiter durchgeführt.

      Woher weiss ich das? Einführung Grundlagen TCCC, kannte auch mal die Studien bzw. wer sie durchgeführt hat aber das ist eine Weile her und das eigentliche Handwerkszeug war wichtiger als der Name von dem Typen der Schweinen Drähte durch den Rücken gezogen hat.


      Tourniquet: Findet man schon auf griechischen Vasen, irgendwann hat irgendwer mal rausgefunden das eine fest geschnürte Schnur oberhalb der Wunde die Blutung verringert. Baam: Tourniquet.
      Wiederum im zwoten Weltkrieg gerade von den Deutschen massiv genutzt, bereits mit breitem Stoffband, Haken zum Schnellanlegen und Winde mit Flügelsicherung (auf dem SoF OEMS hat Dr Hagman eins rumgehen lassen das ihm von deutschen Militärärzten verehrt wurde, stammte aus sichergestellten Nachschubgütern in einem Bunker 1944). Dann in Vergessenheit geraten/ausgebuht weil angeblich der Arm abfällt wenn man zuschnürt (wieder war die heftige Verquickung ziviler und militärischer Medizin in Vietnam beteiligt), Chirugisch wurden Tourniquets zu fast allen modernen Zeiten eingesetzt, außerhalb des OPs waren sie aber Hexenwerk (wiederum nicht überall, die Rhodesier waren große Fans aus der Praxis). Auch heute noch lange nicht anerkannt wenn man nicht grad vom Militär spricht.
      Also auch hier kein echte "Da waren sie out, ab ejtzt sind sie in"


      Wie gesagt: Entweder du schränkst das Feld extrem ein, z.B. anhand einer Rettungsdienststelle/Organisation und ihrer Leitlinien, oder du musst sehr generell sprechen und auf definitive Zeiträume verzichten.
    • Also das erste "moderne" Tourniquet was mir bekannt ist gab es um 1710 - 1720 in Frankreich, aber das Seil hatte schon Alexander der Große im Gepäck als er vor Issos stand.
      Die Bluttransfusion wurde um 1922 in der UdSSR massiv mit Leichenblut durchgeführt, aber es gab sie auch schon vorher, wobei es vor 1901 ein Glücksspiel war aber Gott sei dank haben halt viele Blutgruppe A oder AB und Rhesus Positiv, so das auch ohne Kreuzprobe etwa 60 % statistisch Glück haben.
      Lammblut wurde gerne verwendet, da man ja davon ausging, dass im Blut die Seele ist und wer möchte keinen lammfrommen Ehepartner :D nur leider waren sie dann zu ruhig. Des weiteren wurde um 1840 bei Wöchnerin mit Anämie die Transfusion des Blutes vom Ehemann durchgeführt, doch da nahm das Blut des Mannes aus der Arterie, zumindest ist dies so beschrieben in der Literatur.
    • Johannes.k.b schrieb:

      Weißt du zufällig auch, wie der Begriff Schock entstanden ist? Bei den üblichen Verdächtigen (Google,Wikipedia) sind die Informationen etwas Rar.


      Sorry für die späte Antwort, die Internetverbindung hier ist recht suboptimal....anderseits, wenigstens hab ich Internet :thumbsup:

      So rein aus dem Kopf kann ich dir das nicht sagen, aber bei der deutschen Wikipedia steht ja doch schon einiges.
      ....1731 beschrieb der französische Chirurg Henri François Le Dran einen tödlich endenden Zusammenbruch der Lebensfunktion eines Verletzten.[12] 1743 veröffentlichte er dann einen Aufsatz über Verletzungen auf dem Schlachtfeld (Treatise or Reflections on Gunshot Wounds.). In der englischen Übersetzung fand dabei erstmals in der medizinischen Literatur der Begriff „Schock“ Anwendung. Der Begriff wurde rasch im englisch- und deutschsprachigen Raum im Zusammenhang mit Verletzungen gebraucht.[13] Bei seinem Erklärungsversuch griff Le Dran allerdings auf die Viersäftelehre der alten Griechen zurück.[14]

      Der Begriff Schock im heutigen Sinne geht auf eine Monographie von Morris aus dem Jahre 1867 zurück und wird seither allgemein verwendet....

      de.wikipedia.org/wiki/Schock_%28Medizin%29#Historisches

      Im Französischen wurde das Wort "choc" (oder so) benutzt, damals noch nicht allein für den Zustand inadequater Perfusion sondern allgemein für Trauma sowohl physischer als auch psychischer Art. Heute sagt man ja auch noch jemand stehe unter "Schock" nach einem dramatischen Ereigniss.

      Hoffe die Info hilft dir weiter und ist noch nicht zu spät.
    • Shiremono schrieb:

      ]

      Im Französischen wurde das Wort "choc" (oder so) benutzt, damals noch nicht allein für den Zustand inadequater Perfusion sondern allgemein für Trauma sowohl physischer als auch psychischer Art. Heute sagt man ja auch noch jemand stehe unter "Schock" nach einem dramatischen Ereigniss.

      Hoffe die Info hilft dir weiter und ist noch nicht zu spät.




      Das erklärt, warum der Renault meines Vaters früher son Ding hatte... :P :D

      Um noch was fachliches beizutragen: Der "Schock" nach einem dramatischen Ereignis - als ein "starkes Erschrecken" hat natürlich pathophysiologisch nichts mit dem med. Fachbegriff Schock zu tun, der als lebensgefährliches Missverhältnis von Sauerstoffbedarf und Sauerstoffangebot definiert ist. :thumbsup:
      With Greetings from Berlin

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