Diskussion: Schmerzmittel und IFAK

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    • Diskussion: Schmerzmittel und IFAK

      Wen interessieren denn schon Schmerzmittel, das ist ja wie fliegen lernen im Space Shutle. Ich dachte die Frage ging nach einem IFAK. Eine leidliche Diskussion, denn wer hier braucht schon ein IFAK im engeren Sinne. Ich würde eine sprachliche Trennung zwischen Haus oder Reiseapotheke und den besagten Medic Kits vorschlagen.

      Moderne IFAKs orientieren sich am TCCC und an den daraus folgendem Bedarf. (MARCH) - Pill Packs hat keiner drin, bzw. kaum jemand hier hat Zugang zu den Pillen, was mich auch zur Überlegung führt, wer hier kennt sich mit TCCC oder ähnlichem aus? Wer verfügt über eine fundierte Ausbildung im Bereich? Damit meine ich nicht irgendwelche ein oder mehrwöchigen Lehrgänge die den Teilnehmern eine trügerische Sicherheit vermitteln, sondern wirkliche Ausbildungen im Bereich.

      Vor der Bestückung jeden Kits stehen min. 3 Fragen, auf die man einiges reduzieren kann:
      1. Fähigkeiten bzw. Ausbildungsstand des Nutzers
      2. Art des Bedarfs (Mission)
      3. Dauer des Einsatzes

      Denke das 99% der Anwesenden das "Kit" hier in DE nutzen. Da macht es aufgrund der vorhandenen Rettungskette jeder Verbandskasten nach DIN der mit ein oder zwei netten Gimicks gepeppt wird. Gehts in "Krisenregionen" wie das südliche Europa machts auch der alte Kasten, und eine Reiseapotheke mit normalen Pillchen gegen Durchfall und Kopfschmerz.
      Nur die 3 bis 4 die eventuell mit dem Dienstherren weiter verreisen, die brauchen ein IFAK. Aber wer von denen kann mit einem IFAK umgehen? Das beste Material ist Mist wenn ich es nicht anwenden kann, oder mindestens damit trainiere. Wer trainiert nach TCCC Schema? Wer darf die geliebten Produkte anwenden?
      Also Verbandspäckchen klein raus und damit üben...üben...üben. Was jetzt nicht heißen soll das ich gegen Inovationen bin, ich denke aber das sich viele in einer trügerischen Sicherheit wiegen. Ein Tourniquet ist nur so effektiv wie der Anwender, der entscheidet wann und wie es eingesetzt wird. Es zu haben ist nett, aber auch nicht mehr.

      Um der Diskussion einen neuen Anstoß zu geben, packe ich mein IFAK wie folgt:

      Blutungen - Tourniquet, Gauze, Binde, Traumabandage, Hämostat
      Atemweg - Wendl, und das Wissen um den Esmarschen Handgriff
      Atmung - Chest Seal, und wenn das Wissen da ist eine 14ner Nadel
      Hypoth. - Rettungsdecken

      So, und nun folgende Fragen: Brauche ich in DE eine Pneu Nadel? Wie lange braucht ein Spannungspneu um zu entstehen? Wie lange braucht ein Rettungswagen in DE von A nach B? Wie oft bin ich in DE in einer Situation in der ich mit Abdrücken nicht weiterkomme, bzw. wie oft ist die Situation derart unsicher das ich ein Tourniquet brauche um mir Zeit zu Kaufen?

      Für DE habe ich folgendes im Rucksack, wohlgemerkt in der Großstadt:
      Pflaster, Handschuhe, Beatmungstuch, Mullkompressen und eine kleine Binde im Zipplock. Der Rest findet sich im nächsten Autoverbandskasten oder in jedem öffentlichen Geschäft/ Bar.
      Also immer locker, aber es gibt ja auch die 5.11 Fraktion die sicher auch mit den eigenen IFAKs aufs Klo geht. Da wäre dann auch wieder die Indikation für schnell wirkende Schmerzmittel wenns zu fest wird ;).
    • Gut Sierra, ich gehöre zu dem 1% die auch Schmerzmittel interessieren und die das Ding auch im Ausland nutzen und auch im südlichen Europa ist nicht alles sofort verfügbar! Nur als Tip, es gibt auch "Institutionen" die in Gebieten sich aufhalten bevor Behörden und/oder Truppen offiziell anrücken. Und da nützt Dir auch der ganze TCCC Mist nichts. Nur weil in Pfullendorf einmal im Jahr ein Kongress stattfindet und vielleicht einer mal den Combat Medic bekommt wird der TCCC kram vom Himmel herabgelobt.
      Es gibt Situationen da weißt Du schlichtweg einfach nicht wann Dir geholfen werden kann, wenn Du Dich mit einem Fahrzeug über eine Grenze "machen" musst und ahnst daß auf der anderen Seite die gleichen Eseltreiber ihr unwesen treiben. Da ist man froh wenn man schonmal einem Notfallchirurgen über die Schulter geschaut hat und kleine Wunden nähen oder klammern kann, und genau das wird ja bei dem TCCC kram verpönt. Es ist sicher grundsätzlich keine schlechte Sache aber bestimmt nicht das Nonplusultra. Daher finde ich es gut wenn in diesem Forum ALLES angesprochen werden kann. Den Personenkreis den ich anspreche sind nicht 3 oder 4 Leute....... ;) Mit der 5.11 Fraktion meinst Du auch sicher die die kleine Piratenschädel auf Equipment und Ausrüstung spazieren tragen ;)

      Aber vom Ansatz her wars nicht schlecht, jetzt weiß ich weninigstens wie Du Deinen IFAK packst

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Serval ()

    • Und da nützt Dir auch der ganze TCCC Mist nichts. Nur weil in
      Pfullendorf einmal im Jahr ein Kongress stattfindet und vielleicht
      einer mal den Combat Medic bekommt wird der TCCC kram vom Himmel
      herabgelobt.

      Harter Tobak, aber lassen wir das mal so hingestellt. Der Combat Medic oder jetzt CFR Alpha bis Charly ist sicher wunderbar, und meiner Meinung nach das beste was es für die Kampftruppe zZ gibt. Wenn man ehrlich ist, gehört in jeden Zug mindestens ein CFR C und zwei CFR B. Wunschdenken, ich weiß, aber zurück.

      TCCC ist kein Mist, es ist gelinde gesagt genau das was man braucht um in einer Situation in der es knallt und stinkt zu überleben. TCCC ist nicht fein und auch nicht sauber, aber effektiv. Die Kiste in Pfullendorf ist in meinen Augen kein TCCC Symposium im engeren Sinne, es ist eine Plattform für Ärzte die sich profilieren wollen, und ein Alibi für das Ausbildungszentrum welches mit Argusaugen vom ZSandienst beäugt wird. Richtiges oder besser TCCC in Reinform findet man in DE nicht. Auch die Assesments die im Rahmen CFR in Pfullendorf ausgebildet werden, funktionieren im reinen TCCC so nicht, jedenfalls nicht immer. TCCC ist ein einfaches und simples System. Es basiert auf Studien und jährlichen Updates des Commitees of TCCC, von daher hält es seine Effektivität. Jeder Step im TCCC macht Sinn, egal ob auf der Straße in Neukölln (Problembezirk in Berlin mit verstärktem Migrationshintergrund), oder in Kabul. Es macht aber nur Sinn wenn man es anwendet wie es geplant wurde...(MARCH), im TCCC ist kein Platz für Interpretationen und nationale Änderungen aufgrund der Befindlichkeiten. Wenn ich eine Atemwegssicherung erst auf der nächst höheren "qualifizierten" Stufe der Versorgung zulassen will, ändere ich die TCCC Richtlinien und muss mich nicht wundern wenn ich die Leute verliere, das liegt dann aber nicht am TCCC. Das richtige Material, zur richtigen Zeit ist simpel das was Leben rettet. Eventuell, wer Lust hat, mal die Morality Curve ansehen und dann nochmal über TCCC nachdenken. Das System ist gut, was man draus macht ist die Frage.
    • T3C hat etwas für jeden, für den Arzt als auch den einfachen Soldaten. Jedem wird auf seiner Versorgungsebene etwas geboten. Der 18D ist ein Zucker für die, die alles vertiefen wollen. Der 18D hat aber nicht viel mit Bragg und den Jungs hinter dem Zaun zu tun. Der 18D ist ein Lehrgang wie auch der 68W, und stellt lediglich einen Kurs für SF Medical Sergeants dar, natürlich auch mit entsprechendem Niveau.
      Der 18D ist aber eher konventionell, damit meine ich das man verstärkt die Basic Skills lernt, also handeln wenn man nichts außer dem hat was immer verfügbar ist (Binden, Mull...also auch mal ohne Tourniquet und Hämostat klarkommen). Dazu gehört auch das arbeiten im Labor etc., der SF Medic muss in der Lage sein auch fernab der Linien eine mediz. Versorgung sicher zu stellen. Also kleine Eingriffe, Diagnosen und halt nicht nur das TCCC übliche arbeiten mit Menschen die jung, stabil und gesund sind, aber auf einmal ein Loch aufweisen. Hier geht es auch um Probleme die im TCCC nicht vorkommen (Zahnschmerzen etc).
      Ich denke aber für die normale Truppe wäre viel gewonnen wenn wir nur das CuF aus dem TCCC ordentlich ausbilden würden und dürften. Naja und wenns mal mehr werden soll, dann muss es nicht der 18D sein, ein Kurs bei entsprechenden Stellen in USA der zwischen 10 und 20 Tagen dauert hat schon manchem sehr geholfen. Wer weiß wie Wunden aussehen und wie man sie dann versorgt (auch wenn es nur Tiere oder Tote sind), der hat zumindest sein Stresslevel besser in Griff wenn es darauf ankommt.
    • Medikamente sind so eine Sache - Im Einsatz bleiben ja nur Antibiotika und Schmerzmittel für die erste Anwendung.

      Die orale Gabe von Medikamenten setzt einen klaren und orientierten Bewusstseinszustand bei gleichzeitig intakten Atemwege sowie Schluckreflex voraus.
      Aspirin / ASS scheidet auf jedenfall aus da es ein TAH (Thrombozyten Aggregations Hemmer) ist und einer Gerinnung entgegenwirkt. Daher würde zunächst nur
      Paracetamol verbleiben, dass aber für die initiale Schmerzbekämpfung nicht ausreicht. Unsere amerikanischen Partner experimentieren mit sog. Fentanyllutschern,
      die der Verwundete gemütlich abschleckt... ob das Sinn macht, kannich nicht sagen. Eine Studie steht noch aus.

      Was aber Sinn macht, ist die frühzeitige Gabe von Antibiotika - bei gleichen Bewusststeinszustand wie bereits genannt. Die Amerikaner haben hier ein sog. Combat Pill Pack,
      dass eben auch Antibiotika enthält.

      Was man machen kann ist, sich im San-Bereich oder von einem Arzt, Ciprofloxacin & Clindamycin. Schneidet die großen Plastikhalter etwas kleiner und rundet die Kanten noch ab. Diese steckt man dann in einen Beutel. Beschriften und wenn es gekracht hat, schlucken. Die Amis packen die Teile aus und ziehen die einzelnen Pillen in einen Vakkumbeutel rein. Das finde ich nicht so gut, daher lieber Originalverpackung.
    • Sers,

      mich wundert nur, daß die Amis noch ein Antibiotika haben, daß wirkt. Da in den USA derartiges frei verkäuflich ist, wenn auch tw.
      in etwas geringerer Dosierung, dürfte die Stärke bei diesen Pillen im Einsatz doch recht hoch sein, oder?

      Aus langjähriger Erfahrung kenne ich genug Ami´s, die schon zum Frühstück Antibiotika schlucken, wie andere Vitamintabletten.

      Weißt Du irgendetwas über die Dosierungsstärke dieser Antibiotika im Einsatz?

      Gruß

      Dingo
      Remember, remember the fifth of November...
    • Antibiotika zum Frühstück ist ein integraler Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung :D

      Ciprodura(c) 500mg
      bei der enthält eine Tablette genau 582 mg Ciprofloxacin hydrochlorid-1-Wasser

      Clindamycin(c) 600 mg
      hier 651.48 mg Clindamycin hydrochlorid

      Eine höhere orale Dosis kenne ich für beide Antibiotika nicht.


      "Bellum omnium contra omnes."
      Krieg von Allen gegen Alle.
    • sierra schrieb:

      Also immer locker, aber es gibt ja auch die 5.11 Fraktion die sicher auch mit den eigenen IFAKs aufs Klo geht. Da wäre dann auch wieder die Indikation für schnell wirkende Schmerzmittel wenns zu fest wird .



      es gibt noch eine weitere fraktion, das sind die, die detailgetreue medicpacks und ifaks fuer airsoftspiele brauchen

      uhu
      zu lande - zu wasser - in der luft
    • Vorab: mein Ifak ist "untaktisch" und somit für viele eher ot, aber da ja auch Outdoor im Forumsnahmen steht geb ich auch mal meinen Senf dazu. Meins ist für Fenreise & Expedition ausgelegt und daher verhältnismäßig umfangreich, allerdings tendenziell auf andere Verletzungen ausgelegt. Unterschied: man hat meist weniger "Stress" in der Behandlungssituation, es muss u.U. aber auch langfristiger behandelt werden. Aber nun zu den Schmerzmittel: ich hab immer Paracetamol dabei (allerdings primär zum Fieber senken & in Zäpfenform, falls im Magen nichts mehr drinbleibt) und wenn es ganz Dicke kommt noch Novalgin. Für lokale Behandlung hab ich auch noch Lidocain mit. Sowohl Lidocain, als auch Novalgin werden auch relativ problemlos präventiv von einem Arzt verschrieben , vorrausgesetzt man seinen Bedarf glaubhaft vermitteln.
      Auf dass niemand hier jemals sein Kit benutzen muss,

      Karlson
    • Combat Pill Pack

      Mein persönliches Combat Pill Pack orientiert sich am amerikanischen Vorbild mit einer, meines Erachtens nach sinnvollen, Modifikation:

      1 Tablette Celebrex 200 mg (200 mg Celecoxib)
      2 Tabletten Titretta (je Tablette 500 mg Paracetamol und 30 mg Codeinphosphat)
      1 Tablette Avalox 400 mg (400 mg Moxifloxacin)

      Die analgetische Wirkung der Kombination aus Paracetamol, Codein und Celecoxib hat sich als sehr effektiv erwiesen.


      Bei solchen Dosen ist die lebertoxische Wirkung von Paracetamol nebensächlich.
      Mit irreversiblen Leberschäden ist bei einer Dosierung > 150 mg/KgKG zu rechnen.
      Dies ergibt bei einem 80 Kg schweren Menschen eine Dosis von 12 Gramm (= 24 Tabletten).


      Nachtrag zur Toxizität von Paracetamol: TOXINFO
      Beliebt zu sein ist ganz einfach, man muss nur sagen, was alle hören wollen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Auge ()