Ketamin / Esketamin vs. Opiate

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    • Bei Ketamin geht das gut, wenn man das hochdosierte nimmt (25 mg/ml). Bei Dormicum ist mit den handelsüblichen Konzentrationen (1 mg/ml) da kein Blumentopf zu gewinnen. Die Bw stellt selber Dormicum in der Konzentration 5 mg/ml her, das macht für intranasale Applikation wegen der beschränkten Benetzungsfläche der Nasenschleimhaut deutlich mehr Sinn. Die übliche 5ml/5mg-Ampulle Dormicum würde ich dann eher rektal applizieren, ggf. mehrfach. Dormicum wirkt nämlich in allen Löchern :cursing:
    • [Blockierte Grafik: http://www.janosch-ausstellung.de/WebRoot/Store9/Shops/62047002/4A1C/14EA/FE4B/C174/DF52/C0A8/28BB/0D6A/JAN-AM-83-1JA-Janosch-M_00F6_ge_0020_Allah_0020_Dir_0020_das_0020_Licht.JPG]

      Wenn ich Schmerzmedikamente gebe, dann hat dies in der Regel seinen Grund. Wenn ich Soldaten oder anderen bei Kampfhandlungen Verletzten Schmerzmittel gebe liegt der Grund in der Regel in Verletzungen, die einer chirurgischen Behandlung bedürfen. Diese erfolgt üblicherweise unter irgend einer Form der Schmerzausschaltung, häufig in Form einer Allgemeinanästhesie. Bei einer Allgemeinanästhesie werden adaptiert Opiate gegeben, häufig z.B. Fentanyl, Sufentanyl oder Remifentanyl. Diese Opiate wirken - ebenso wie zum Teil Ketanest - an Opiatrezeptoren, die im Gehirn zur Reduktion der Schmerzwahrnehmung führen. Naloxon blokiert hocheffizient diesen Mechanismus der Schmerzausschaltung. Wenn ich also Opiate bei einem Patienten gebe, der zuvor Naloxon bekam (und Tilidin ist in D NUR als Kombinationspräparat mit Naloxon erhältlich, im übrigen rezeptpflichtig, also nur auf ärztliche Anordnung hin einzunehmen....), dann blockiere ich den effektivsten Mechanismus der Schmerzausschaltung (Regionalanästhesie einmal ausgeklammert...). Da das Naloxon (ev. gar in der retardierten Form) verzögert und über einen längeren Zeitraum nach oraler Einnahme aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert wird, hält die Störung der Opioidrezeptoren für einen längeren Zeitraum an. Hierdurch wird die Schmerzausschaltung durch einen Anästhesisten im OP extrem erschwert und postoperativ brauchen die Patienten deutlich mehr Opiate zur suffizienten Schmerztherapie. Wenn dann die Wirkung des Naloxon abklingt und die Patienten deutlich höhere Dosen von Opiaten bekamen, kann dies zu verzögerten relativen Überdosierungen mit der Folge einer Atemdepression führen.

      Ich habe als aktiver Bundeswehr - Arzt Erfahrung sowohl mit der zivilen als auch militärischen / einsatzadaptierten Rettungsmedizin / Narkoseführung und Intensivmedizin, ich kam vor drei Tagen aus Afghanistan zurück wo ich viele schwerstverletzte mit traumatischen Amputationen durch RPG / IED - Wirkung, Verbrennungen, Schädelverletzungen etc. als Verantwortlicher Intensivmediziner behandelte, ich bilde mir ein als bei der Facharzt Anästhesie und Notarzt mit dem Tätigkeitsschwerpunkt Notfall- und Rettungsmedizin und vielmonatiger Tätigkeit als BAT-Arzt bei LTPs mit zum Teil auch als spezialisiert anzusehenden Kräften in den abgeschiedensten Regionen Afghanistans durchaus eine fundierte Meinung zu einsatzmedizinischen Konzepten - auch in Bezug auf eine adäquate präklinische Schmerztherapie - zu haben, die von theoretischem Hintergrundwissen und praktischer Erfahrung erkennbar über das hinausgeht was das Groß der Rettungsassistentenrambos zu bieten hat.

      Im Übrigen ist das Groß der zivil erhältlichen handelsüblichen Rezepturen von Midazolam mit der Konzentration von 5mg/ml erhältlich, dies ist kein bundeswehrspezifisches Gebräu ?(

      Da ja auch geeignete Medikamente verfügbar sind (z.B. Morphin-Autoinjektoren, Fentanyllutscher, S-Ketamin, Midazolam, bei Ärzten Fentanyl, Morphium oder Piritramid) ist von ungeeigneten Medikamenten wie Tramadol oder Tilidin+Naloxon dringend abzuraten. Entweder ein Patient HAT stärkste Schmerzen - dann ist der Autoinjektor nicht falsch, oder er hat auszuhaltende Schmerzen, dann sind korrekt dosiertes Paracetamol oder Metamizol ausreichend.

      Gegen die Übelkeit nach der Gabe von Opiaten - aber auch gegen die Übelkeit während des auf die Erstversorgung hin folgenden Transportes im BV206, Yak oder der CH53 im Konturenflug hat sich im Übrigen Ondansetron überaus bewährt, auch wenn es für Reisekinetosen nicht zugelassen ist.



      Artiranmor
    • Reisekinetose (Kinetik = Bewegung...) = Reisekrankheit / Seekrankheit, also bewegungsbedingte Übelkeit, die über das Innenohr (Bogengeänge) vermittelt wird. Übelkeit und / oder Brechreiz auf einem Schiff bei schwerer See, Brechreiz beim befahren von hohen und engen Straßen über Bergpässe mit vielen Kurven und so weiter.

      Auch wenn man beim Spielen von Programmen mit 3D - Grafik (z.B. WolfensXXXX 3D und alle seine Nachfolger) zuweilen zu Übelkeit neigt, kann dies an der das Gehirn irritierenden Entkopplung der visuellen und kognitiver Wahrnehmung (man rennt durch das Gelände) mit dem Innenohr (man sitzt auf einem Stuhl und bewegt sich nicht...) liegen. Dies kann man ebenfalls als Reisekinetose auffassen auch wenn man nicht verreist, der Mechanismus - Schwierigkeiten des Gehirns mit der Verarbeitung der visuellen und labyrinthischen Wahrnehmung (Labyrinth = Teil des Innenohrs zur Beschleunigungswarnehmung) ist aber physiologisch vergleichbar, wenn auch in einem verdrehten Sinne.

      Artiranmor
    • @artiranmor: schön, daß hier wieder alle Klischees bestätigt werden. Kaum sammelt man ein kleines bißchen Erfahrung mit echtem Krieg, wird jede gemachte Einzelerfahrung wieder zum Dogma.
      Danke für die hocherleuchtende Erleuchtungskarte. Hast Du zufällig kurze Haare, eine Brille, dienst im südlichen BwK und hast beim letzten TCCC-Symposium vorgetragen? Da ist mir nämlich beim Vortrag über Schockraum-Erfahrungen schon die Verwendung der "absoluten Kontraindikation" ad libitum aufgefallen...
      Ich habe nicht gesagt, daß Du mit Deinen Aussagen zu Valoron N nicht grundsätzlich recht hast. Und ich hab auch mal irgendwann gelernt, was ein Antagonist ist. Dein Horizont und der des PRT KDZ ist aber nicht der, der für die ganze Welt zutrifft. Und es gibt durchaus Situationen und Rahmenbedigungen (auch jenseits der Bw), in denen die Verwendung von Valoron N sinnvoll sein kann. Beispielsweise im weit abgesetzten Einsatz ohne Evakuierungsmöglichkeiten, bei denen weder eine dissoziative Analgesie gewünscht ist, noch Ketanest für eine mehrstündige oder mehrtägige Analgesie in Fässern mitgeschleppt werden kann. Wenn dann noch die Bestimmungen des deutschen BtM-Rechts greifen, bist Du recht schnell dabei bei einer Kombination aus nicht BtM-pflichtigen Opiaten und NSAR o. ä., um Schmerzen auch über längere Zeiten dämpfen zu können.
      Natürlich gibt es potenteres und besseres. Aber nicht für jeden und überall zugänglich. Du hast ja schon darauf aufmerksam gemacht, daß Opiate Ärzten vorbehalten bleiben, weil die viel schlauer sind. Deswegen kann das Medikament durchaus eine Option sein. Eine absolute Kontraindikation aber ist absolut. Das hieße, daß ich einem Patienten mit Schmerzen kein Valoron geben dürfte, wenn ich gar nichts anderes verfügbar hätte. Das sehe ich ethisch, rechtlich und praktisch als problematisch an, zumal man durchaus die Möglichkeit hat, eine zeitnah erfolgende operative Versorgung unter Ketamin-Narkose durchzuführen, ebenso eine anschließende Analgosedierung. Es gibt eleganteres, aber eine "absolute" Kontraindikation ist das mit Sicherheit nicht. Noch nicht mal im sanitätsdienstlichen Denkhorizont im Nahbereich des PRT KDZ.
      Lies nochmal die HWZ von Naloxon nach. Und was sind denn in Herrgotts Namen "als spezialisiert anzusehende Kräfte"? :D

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von tac ()

    • Religionsfreiheit hoert in meinem Land da auf, wo Flugzeuge in Haeuser geflogen werden, wo U-Bahnen in Stationen und Busse auf Strassen in die Luft gesprengt werden.
      Wenn das deine Religionsfreiheit ist, gibt es doch genug Laender die dir als Urlaubsziel dienen koennen ?

      Faszinierend wie schnell solche Anschlaege vergessen werden....
    • So schnell vergessen wie das Oklahoma City Bombing, bei dem 168 Menschen starben? Und so schnell vergessen, dass Timothy McVeigh mit der fundamentalistischen Christian Identity in einem Satz genannt wird und das Datum der zweite Jahrestag das Gefecht mit der Davidianer-Sekte in Waco war? Und es allein in den USA ca. 30.000 organisierte gewaltbereite christliche Fundamentalisten gibt?

      Ich finde islamischen Fundamentalismus deshalb jetzt keinen Deut symphatischer. Die eindeutige Mehrheit der Anhänger innerhalb der meisten Religionen ist jedoch friedlich. Und jede Medaille hat immer zwei Seiten.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Able ()

    • Habe kurze Haare und eine Brille (das dürfte dank Haar- / Barterlass auf sehr viele Ärzte zutreffen) und war noch nie im BWK Ulm - wenn man dort aber ähnlich argumentiert wie ich, dann wird das schon seinen Grund haben - zwei voneinander unabhängige Expertenmeinungen vs. unprofessionelle (bezogen auf das Fach der Medizin und die Thematik der anästhesiologischen Schmerztherapie) Meinung...... . Ich war übrigens noch nie in KDZ, da werden unzulässig falsche Schlüsse gezogen.... . Wenn ich Opioide brauche, dann gebe ich Opioidemit NSAR - wie korrekt geschrieben, ich gebe jedoch NICHT deren Antagonisten - die brauche ich ja nicht...... Als Opioide mit guter analgetischer Potenz unterhalb der BTM - Schwelle seien z.B. Tramadol (macht sehr häufig eine unangenehmste Übelkeit) oder - leichter verfügbar - Codein genannt. Selbst in der Fachinformation zu Mischpräparaten aus Opioid / Naloxon (z.B. Valoron N, Targin...) wird für die relevanten Fälle von diesen Präparaten abgeraten, da eine zusätzliche Schmerztherapie hierdurch sabotiert wird (und im Rahmen einer OP, also einem Prozess des dynamischen Schmerzzufügens, da WERDEN durchaus große Mengen an Opiaten benötigt und nicht immer sind regionale Anästhesieverfahren anwendbar).


      Die Halbwertzeit von Naloxon bei INTRAVENÖSER und EINMALIGER Applikation ist sehr limitiert, das ist hier jedoch vollkommen irrelevant, die Frage spricht für ein mangelndes Verständnis pharmakologischer Vorgänge in der Anästhesie. Die KONTEXTSENSITIVE HALBWERTZEIT von einem oral aufgenommenen ,ggf. retardierten Präparat ist etwas völlig Anderes und beinhaltet den gesamtzeitraum in dem ein Präparat resorbiert wird, umverteilt wird und eben wirkt. Da oral applizierte, vor Allem retardierte Präparate eine Wirkdauer von vielen Stunden haben, ist die Halbwertzeit nicht mit der einmaligen Gabe i.v. vergleichbar, auf die sich die Angaben der Literatur in der Regel beziehen. Der Rest steht in der Fachinformation - falls verfügbar.....

      Relevant ist eben, das man die Patientenbehandlung im Gesamtkontext betrachtet und sich bewusst ist, das Handlungen in der präklinischen Phase die initiale klinische Phase auch negativ beeinflussen kann. Das Gegenteil von gut ist eben nun mal gut gemeint..... .

      Beleidigungen oder gedachte Spitzen im Sinne von versuchtem Lächerlichmachen von Ärzten ("weil die viel schlauer sind..."), gegenüber Einsatzerfahrungen ("...sammelt man ein kleines bißchen Erfahrung mit echtem Krieg..." btw - wie viele eigene "Erfahrungen" mit dem "echten Krieg" gibt es denn ????) verbieten sich selbstredend und werfen eher negatives Licht auf den medizinischen Laien..... .

      Ketamin als relevanter Narkosebestandteil mag zwar unter katastrophenmedizinischen Bedingungen bei vielen Eingriffen RELATIV gut funktionieren, eine klassische balancierte Anästhesie ist zu bevorzugen, es hat schon seinen Grund weswegen in D, in Westeuropa und den USA Ketanest - Mononarkosen kaum Verbreitung gefunden haben..... .


      Ich sehe es als ethisch problematisch und rechtlich obsolet an, Patienten dadurch Schmerzen nicht zu ersparen, das präoperativ naloxonhaltige Medikamente gegeben werden wollen. Die hierdurch zu ertragenden zusätzlichen Schmerzen sind - wenn sie vermeidbar sind - eigentlich eine zusätzliche Körperverletzung. Da das Ganze ja vermeidbar IST, sollte man sich darüber im klaren sein, das man gut gemeint Schaden zufügt.

      Im Übrigen gehe ich vollkommen d'accord in Bezug auf die These, das unser Wertesystem auf vielen Dingen, unter anderem auch auf der Toleranz gegenüber anderen religiösen Anschauungen beruht. Wenn Gewaltakte aufgrund irrationaler Glaubenssysteme (egal ob religiös - christlich, religiös-muslimisch oder nastionalistisch - germansich oder sonstwas) begangen werden, dann sind die Gewalt befürwortenden Strömungen innerhalb des irrationalen Glaubenssystems zu verdammen. Ein Verdammen der Christen generell weil in Nordirland einige Katholiken und Protestanten meschugge sind ist aber ebenso kontraproduktiv wie das Verdammen aller heute lebenden Deutschen aus der Ursache der Shoa heraus. Gerade in D sitzen wir doh in einem Glashaus wenn es um das Zeigen mit dem nackten ausgestreckten Zeigefinger auf Andere geht... . Ich bin ja froh, das in MEINEM Land noch keine Flugzeuge in Wolkenkratzer gesteuert wurden, keine S-Bahnen oder Busse in die Luft gesprengt wurden. Die RAF war da anders, da waren eher Einzelziele mit kontextnahem Kollatertalschaden das Ziel. LaBelle wäre da noch auf arabischer Seite oder das Oktoberfestattentat durch teutsche Neonazis. Dann waren da noch Brandanschläge von Neonazis auf türkischstämmige Immigranten mit diversen Toten im Mölln und Solingen - aber hier Freiheiten vermutlich nicht auf, weil es ja deutsche Täter und muslimische Opfer waren ?????


      Die Erleuchtungskarte haben wir uns im Kollegenkreis ausgedruckt und einlaminiert einander zugesteckt, der kindlich - naive Charakter soll auch ein zarter Spott gegenüber der Person sein, die diese Karte austeilt (also Selbstironie), da es ja eigentlich anhand der Schreibsfuhler offensichtlich ist, das der "Belehrende" selbst noch viel Beleuchtung braucht und sich auch der naiven Aspekte einer Beleuchtung oder so ähnlich bewusst ist.... .


      Spezialisierte Kräfte ???? Sooo viel gibt es davon ja nicht.... und bei denen und auch bei Anderen ist häufig das Stichwort OPSEC in Bezug auf so Einiges zu finden. So auch hier.


      Artiranmor
    • Jaja, immer diese Klischees ... tztz!

      Was haben Kondome und Notärtze gemeinsam? Mit ihnen ist es sicherer aber ohne sie machts mehr spaß!!!

      Allerdings schlage ich mich, bezüglich Valoron N im Einsatz, auf die Seite von artiranmor. Ich persönlich nutze ausschließlich den dstl. gelieferten Morphinautoinjektor. Zur Begründung:

      • Im Einsatz hat jeder Soldat Morphin am Mann.

      • Durch den Einsatz von Valoron beschneide ich meine Möglichkeiten auf die Verwendung von Valoron. Bei zunehmender Schmerzsymptomatik ist eine Gabe von Morphin ohne Wirkung.

      • Die Gabe der Tropfen kann sich als schwierig erweisen.

      • In der Regel gibt es mehr als einen Verletzten, dementsprechend habe ich alle Hände voll zu tun. Entweder der Patient hat stärkste Schmerzen und bekommt Morphin oder die Schmerzen sind auszuhalten.
        Das macht mir das Arbeiten auch "leichter". Wenn der Patient seine Schmerzen noch äußern kann, ist noch alles "gut". Sollte er der das Jammern aufhören, weiß ich sofort das etwas nicht mehr stimmt. Spritz ich jetzt jeden Verwundeten sofort schmerzfrei, habe ich dieses
        "Alarmsystem" nicht mehr.


      Was die Verwendung von Valoron in weit abgelegenen Gebieten, auch außerhalb der Bw, angeht ... Ja, es macht teilweise Sinn. Ich habe in der Bordapotheke meines Bootes Valoron N.
      Da in der Sportschifffahrt die Vorhaltung von BTM verboten ist, beschneide ich meine Möglichkeiten nicht. Auch ist die Verabreichung durch einen Laien möglich. Das Valoron kommt aber nur zum Einsatz, wenn definitiv mehrere Stunden auf ärtzliche Hilfe gewartet werden muss. Ansonsten beschränke ich mich hier auf Metamizol.
      Mit ner 14er treff ich jede Vene ... :thumbup:

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von DocPsycho ()

    • ich finde beides hat Vor und Nachteile ich sehe ganz klar den Vorteil bei S-Ketanest und Dormicum Grund ist das ich eine Narkose fahren kann und der Pat noch selber Atmet. BTm finde ich haben den Vorteil wenn es um die reine Schmerzbekämpfung geht da es nicht so zentral eingreift der Pat noch mitarbeiten kann.
    • artiranmor schrieb:

      [...]
      1. und war noch nie im BWK Ulm - wenn man dort aber ähnlich argumentiert wie ich, dann wird das schon seinen Grund haben - zwei voneinander unabhängige Expertenmeinungen vs. unprofessionelle (bezogen auf das Fach der Medizin und die Thematik der anästhesiologischen Schmerztherapie) Meinung...... .

      [...]

      2. Relevant ist eben, das man die Patientenbehandlung im Gesamtkontext betrachtet und sich bewusst ist, das Handlungen in der präklinischen Phase die initiale klinische Phase auch negativ beeinflussen kann. Das Gegenteil von gut ist eben nun mal gut gemeint..... .

      3. Beleidigungen oder gedachte Spitzen im Sinne von versuchtem Lächerlichmachen von Ärzten ("weil die viel schlauer sind..."), gegenüber Einsatzerfahrungen ("...sammelt man ein kleines bißchen Erfahrung mit echtem Krieg..." btw - wie viele eigene "Erfahrungen" mit dem "echten Krieg" gibt es denn ????) verbieten sich selbstredend und werfen eher negatives Licht auf den medizinischen Laien..... .

      4. Ketamin als relevanter Narkosebestandteil mag zwar unter katastrophenmedizinischen Bedingungen bei vielen Eingriffen RELATIV gut funktionieren, eine klassische balancierte Anästhesie ist zu bevorzugen, es hat schon seinen Grund weswegen in D, in Westeuropa und den USA Ketanest - Mononarkosen kaum Verbreitung gefunden haben..... .

      Ich sehe es als ethisch problematisch und rechtlich obsolet an, Patienten dadurch Schmerzen nicht zu ersparen, das präoperativ naloxonhaltige Medikamente gegeben werden wollen. Die hierdurch zu ertragenden zusätzlichen Schmerzen sind - wenn sie vermeidbar sind - eigentlich eine zusätzliche Körperverletzung. Da das Ganze ja vermeidbar IST, sollte man sich darüber im klaren sein, das man gut gemeint Schaden zufügt.

      [...]

      5. Spezialisierte Kräfte ???? Sooo viel gibt es davon ja nicht.... und bei denen und auch bei Anderen ist häufig das Stichwort OPSEC in Bezug auf so Einiges zu finden. So auch hier.
      @artianmor:
      1. Die einzige Deckungsfläche war die "absolute Kontraindikation" - inhaltlich ging es um völlig verschiedene Dinge. Daß Du daraus zwei "Experten"-Meinungen bastelst, weil Du Facharzt bist, finde ich etwas fragwürdig. Meines begrenzten Erfahrungsschatzes nach ist der Begriff "Expertenmeinung" in der Medizin auch für solche reserviert. Genauso fragwürdig finde ich, daß Du meine Meinung als "unprofessionell" einschätzt, weil sie sich nicht mit Deiner deckt.

      2. Zum Themenkomplex Naloxon bitte ich, folgende Zeilen der vorangegangenen Konversation nochmal durchzulesen:
      "Ich habe nicht gesagt, daß Du mit Deinen Aussagen zu Valoron N nicht
      grundsätzlich recht hast. Und ich hab auch mal irgendwann gelernt, was
      ein Antagonist ist. Dein Horizont und der des PRT KDZ ist aber nicht
      der, der für die ganze Welt zutrifft. Und es gibt durchaus Situationen
      und Rahmenbedigungen (auch jenseits der Bw), in denen die Verwendung von
      Valoron N sinnvoll sein kann. Beispielsweise im weit abgesetzten
      Einsatz ohne Evakuierungsmöglichkeiten, bei denen weder eine
      dissoziative Analgesie gewünscht ist, noch Ketanest für eine
      mehrstündige oder mehrtägige Analgesie in Fässern mitgeschleppt werden
      kann. Wenn dann noch die Bestimmungen des deutschen BtM-Rechts greifen,
      bist Du recht schnell dabei bei einer Kombination aus nicht
      BtM-pflichtigen Opiaten und NSAR o. ä., um Schmerzen auch über längere
      Zeiten dämpfen zu können.

      Natürlich gibt es potenteres und besseres. Aber nicht für jeden und überall zugänglich."
      Ich habe im ISAF-Einsatz auch kein Valoron N dabei. Es gibt aber durchaus andere Gelegenheiten, wo das so ist.

      3. Interessant, daß Du mich als "medizinischen Laien einstufst". Auf welcher Grundlage? Und wo hört für Dich der medizinische Laie auf, wo fängt der medizinische Professionelle an?

      4. Eben. Ketanest funktioniert relativ gut, und ich sehe es als problematisch an, dem Patienten unter bestimmten Rahmenbedingungen eine präklinische Analgesie vorzuenthalten, um für eine kurze Übergangsphase klinisch "nur" auf eine "relativ gut" funktionierende Medikamentenauswahl eingeengt zu sein.
      Nochmal: Du hast ja völlig recht, mit allem, was Du schreibst. Aber ich stoße mich mit der "absoluten" Kontraindikation, weil die eben nicht jeder besonderen Situation gerecht werden kann.

      5. Boah - OPSEC? Du bist ein echter Geheimnisträger der Bw? Krass. Nein, also mal im Ernst: Ich kenne "spezialisierte Kräfte". Davon gibt es eine ganze Divison, die DSO, und noch ein paar Sonderfälle darüber hinaus. Dann gibt es Spezialkräfte, aber das ist ja nochmal ne andere Baustelle. Was genau sind "als spezialisiert anzusehende Kräfte"? Spezialisierte? Spezialkräfte? Kräfte, die so coole Hosen anhaben, wie spezialisierte Kräfte? Oder solche, die einen kennen, der mal nen Buch über Fernspäher gelesen hat? :D

      Nichts für ungut - ich will Dir überhaupt nicht ans Bein pinkeln. Es geht mir einzig und allein darum, daß ich mich an einer "absoluten" Kontraindikation für ein Analgetikum stoße, die nicht streng in der Gabe und den unmittelbaren Folgewirkungen begründet sind. Wenn Du Dich zu der Aussage hinreißen läßt, daß es Situationen (also Einzelfälle) geben kann, in denen auch die Gabe von Valoron N bei einer Verletzung fachlich nicht absolut falsch sein kann, also nicht "absolut kontraindiziert" ist, dann haben wir ja eigentlich schon fast die gleiche Meinung.
    • DocPsycho schrieb:

      Allerdings schlage ich mich, bezüglich Valoron N im Einsatz, auf die Seite von artiranmor. Ich persönlich nutze ausschließlich den dstl. gelieferten Morphinautoinjektor. Zur Begründung:
      Frage: wie oft hast Du denn schon einen Mo-Injektor genutzt? Ehrliche Antwort!

      DocPsycho schrieb:

      Im Einsatz hat jeder Soldat Morphin am Mann.
      Durch den Einsatz von Valoron beschneide ich meine Möglichkeiten auf die Verwendung von Valoron. Bei zunehmender Schmerzsymptomatik ist eine Gabe von Morphin ohne Wirkung.
      Die Gabe der Tropfen kann sich als schwierig erweisen.
      In der Regel gibt es mehr als einen Verletzten, dementsprechend habe ich alle Hände voll zu tun. Entweder der Patient hat stärkste Schmerzen und bekommt Morphin oder die Schmerzen sind auszuhalten.
      Das macht mir das Arbeiten auch "leichter". Wenn der Patient seine Schmerzen noch äußern kann, ist noch alles "gut". Sollte er der das Jammern aufhören, weiß ich sofort das etwas nicht mehr stimmt. Spritz ich jetzt jeden Verwundeten sofort schmerzfrei, habe ich dieses
      "Alarmsystem" nicht mehr.
      Hier wird dauernd Valoron N mit care under fire in Kunduz durcheinandergeworfen. Das habe ich nie so gesagt! Es ging mir nur darum, daß es Situationen geben kann, wo das Sinn macht und ich mich deswegen nur wegen grundsätzlicher Erwägungen der Folgeversorgung gegen die Etikettierung als "absolut kontraindiziert" wehre. Natürlich machen Valoron-Tropfen im Gefecht keinen Sinn!
      Ich selber mag Autoinjektoren nicht sonderlich. Die Resorption ist zu schlecht einschätzbar und dauert zu lange. Alternative Applikationswege, wie z. B. Actiq, haben deutliche Vorteile. Die wesentliche Indikation, die ich für Morphin-Autoinjektoren sehe, ist das (schwere) Gesichtstrauma, das eine Actiq-Applikation schwer oder unmöglich macht, in Situationen, in denen Feinddruck/Gefährdungslage oder die eigene medizinische Ausrüstung/Qualifikation die i.v.-Gabe von Analgetika unmöglich macht.In fast allen anderen Situationen bevorzuge ich Actiq oder ähnliche Applikationswege

      DocPsycho schrieb:

      Was die Verwendung von Valoron in weit abgelegenen Gebieten, auch außerhalb der Bw, angeht ... Ja, es macht teilweise Sinn. Ich habe in der Bordapotheke meines Bootes Valoron N.
      Da in der Sportschifffahrt die Vorhaltung von BTM verboten ist, beschneide ich meine Möglichkeiten nicht. Auch ist die Verabreichung durch einen Laien möglich. Das Valoron kommt aber nur zum Einsatz, wenn definitiv mehrere Stunden auf ärtzliche Hilfe gewartet werden muss. Ansonsten beschränke ich mich hier auf Metamizol.
      Da sind wir dann wieder bei dem Punkt, den ich grundsätzlich meine. Wobei ich die Wahl zwischen Metamizol oder Valoron nicht primär vom Intervall bis zum Eintreffen ärztlicher Hilfe, sondern eher von der Stärke der Schmerzen abhängig machen würde. Und im Zweifelsfall ergänzen sich beide ja auch gut.
    • tac schrieb:



      3. Interessant, daß Du mich als "medizinischen Laien einstufst". Auf welcher Grundlage? Und wo hört für Dich der medizinische Laie auf, wo fängt der medizinische Professionelle an?


      Nur mal so generell (und ohne das hier jetzt eskalieren lassen zu wollen):

      Der Beruf des Rettungsassistenten ist keiner im Sinne des Berufsbildungsgesetzes (BBiG).

      D.h. wir RettAss müssen uns den "Vorwurf" schon machen lassen. Ob wir ihn uns gefallen lassen steht wo anderst.

      Der führende Notarztpapst Prof. Sefrin (Würzburg) bezeichnete in seiner Publikation den regulären Rettungsdienst generell als "Laien".


      Wenn es um die Auswahl und Applikation von Medikamten geht - vor allen BTMs, sollte doch jeder Schuster bei seinen Leisten bleiben.

      Meine persönliche Meinung: Die Frage ob lieber ein BTM oder Ketamin ist genauso sinnvoll wie die Frage ob man(n) lieber die Arm- oder Beinschiene nimmt. Kommt halt drauf an was betroffen ist...
      [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/4901121.jpg]

      Mein Privatauto ist Flecktarn und mein Dienstauto weiß. ^^